AUFRUF 2020

EINLEITUNG ZUM AUFRUF 2020

Liebe Freunde und Glaubensgeschwister,

wir legen Euch mit dem Aufruf 2020 ein Bekenntnis des Glaubens vor, das aus unserer Sicht die einzig mögliche biblische Antwort auf die aktuelle weltweite Krise gibt, die durch Corona ausgelöst wurde. Wir haben in den letzten Wochen miterleben müssen, wie Regierungen weltweit durch umfassende Maßnahmen in das Leben der Menschen eingreifen und auch in den Glauben der Christen, indem ihre Versammlungen zu den öffentlichen Gottesdiensten verboten wurden.

Wir sehen dahinter eine lange geschichtliche Entwicklung besonders in der westlichen Welt, bei der eine Zivilreligion entstanden ist, durch die sich Staaten zur totalen Ordnungsmacht erheben. Nach unserer Beurteilung handelt es sich bei dieser Zivilreligion um eine Gegenreligion gegen das biblische Christentum. Diese greift die Christen sowohl von außen durch den Staat an, der sich immer mehr zu einer totalitären Macht entwickelt, als auch von innen durch humanistische Irrlehren und ein soziales Evangelium.

Die im tiefsten Sinne eine widerchristliche Position einnehmende Zivilreligion des Fortschrittsglaubens richtet sich oftmals im Namen des Christentums zuerst gegen Gott selbst und seinen Herrschaftsanspruch als allmächtigen Regenten über Himmel und Erde.

Unser Anliegen ist nicht die Forcierung eines politischen Aktivismus, sondern die Proklamation der heilsbringenden Botschaft des Evangeliums. Deshalb geht es uns nicht darum, utopische Weltverbesserungsmaßnahmen zu ergreifen, sondern auf die unverbrüchliche Tatsache hinzuweisen, dass Gottes absolute Souveränität, nicht nur die Entscheidung über das Seelenheil eines Menschen umfasst, sondern auch den genauen Verlauf der Geschichte einschließt. Es ist an der Zeit, unmissverständlich herauszustellen und zu betonen, dass Gottes ewiger Ratschluss, den er vor Grundlegung der Welt gefasst hat, von ihm bis ins letzte Detail zu Ende geführt werden wird mit dem Ziel, dass schlussendlich seine Königsherrschaft über alle Mächte und Gewalten deutlich zutage tritt. Es wird sich bewahrheiten, was im 1. Korinther 15, 22-25 steht:

Denn gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: Als Erstling Christus; danach die, welche Christus angehören, bei seiner Wiederkunft danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, wenn er jede Herrschaft, Gewalt und Macht beseitigt hat. Denn er muss herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße gelegt hat.

Deshalb sehen wir den einzigen Weg, um diese Angriffe gegen den biblischen Glauben zu überwinden in einer Rückkehr zu dem Evangelium, wie es in der Reformation formuliert wurde: allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glauben und allein Christus.

Da bisher diese klare Antwort auf die aktuelle weltweite Krise nur von wenigen geistlichen Leitern in Deutschland so geäußert wurde, sahen wir uns in dieser Notlage veranlasst, ein Bekenntnis des Glaubens zu formulieren. Von der Dringlichkeit sehen wir hier Parallelen zu 1934, wo die Barmer Erklärung formuliert wurde als Antwort auf die zu dieser Zeit entstehende totalitäre Staatsmacht und der damit verbundene totale Angriff auf Bibel und Bekenntnis.

Brüder, die in einer geistlichen Verantwortungsposition stehen, würden wir bitten, uns mitzuteilen, ob sie das Bekenntnis unterstützen und/oder verbreiten würden. Das Bekenntnis ist noch nicht in seiner endgültigen Fassung und wir hoffen auf konstruktive Hilfen und Korrekturen.

In der jetzigen Situation braucht die Gemeinde eine möglichst große Einheit unter bibeltreuen Christen, welche ihren Glauben mit einer Stimme bekennen. Aus diesem Grund haben wir folgenden Aufruf 2020 formuliert:

 

Bewahrung des christlichen Glaubens in der weltweiten Krise

 

Inhaltsverzeichnis

I. Einleitende Erklärung

II. Der Text

  1. Allgemeine Offenbarung und spezielle Offenbarung Gottes
  2. Streben nach menschlicher Autonomie gegen die Anerkennung der Souveränität Gottes
  3. Wahre Freiheit durch Rückbindung des menschlichen Willens an Gott
  4. Fortschreitende Heiligung durch den Gebrauch der geistlichen Mittel
  5. Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Herrschaftsbereich
  6. Ein biblisches Verständnis von den letzten Dingen
  7. Ausblick

III. Aufruf zur Umkehr

I. Einleitende Erklärung

Das Jahr 2020 ist ein Jahr, in dem die Menschheit in eine weltweite Krise geraten ist. Diese Krise ist dadurch gekennzeichnet, dass Regierungen auf der ganzen Welt durch strenge staatliche Maßnahmen in das Leben der Menschen eingreifen, wobei es den Christen auch untersagt wurde, sich zu ihren öffentlichen Gottesdiensten zu versammeln. Diese einschneidenden staatlichen Regulierungen, die in die Freiheit des täglichen Lebens und des Glaubens eingreifen, führen bei Christen zur Suche nach Orientierung und Antworten auf die Frage, was hier geschieht.

Das folgende Bekenntnis – der Aufruf 2020 – will die Lage aus geistlicher Sicht analysieren und die schriftgemäße Antwort darauf geben.

Der aktuellen Situation, in welcher sich der Staat auf den Weg begeben hat, zur totalen Ordnung des menschlichen Lebens[1] zu werden, geht eine lange Entwicklung des gesellschaftlichen Zeitgeistes in dieser Welt voraus. Die Bibel identifiziert diesen Zeitgeist mit dem Geist des Antichristen, der bereits schon zur Zeit der Apostel in der Welt und am Wirken war[2]. Dieser antichristliche Zeitgeist entwickelt sich in der Welt hin zu einer Gegenreligion gegen Christus in Form einer Zivilreligion, die von einem autoritären staatlichen System den Menschen aufgezwungen[3] und in der Person des Antichristen gipfeln wird[4].

Der Begriff einer „Zivilreligion[5]“ ist das Produkt der Aufklärung und stammt aus einer politischen Abhandlung[6] des Philosophen Jean-Jacques Rousseau aus dem Jahr 1762. Dabei handelt es sich um eine auf die Vernunft des Menschen gegründete natürliche Religion, bei welcher der Staat mit einer Übereinkunft der Gesellschaft vorgibt, welche Weltanschauung und welche ethischen Wertmaßstäbe allgemein und verbindlich akzeptiert werden. In besonderer Weise richtet sich diese Zivilreligion gegen das auf die Bibel gegründete Christentum, weil sich die Zivilreligion ausschließlich auf Erkenntnisse gründet, die aus der Vernunft und der Natur gewonnen werden und nicht auf wahre Lehre, die aus der Schrift gewonnen wird.

Die Zivilreligion steht unmittelbar in Verbindung mit der Idee des Fortschrittes. Der Fortschrittsglaube gründet sich auf die Vorstellung, dass sich die Menschheit in der Vergangenheit kontinuierlich weiterentwickelt habe und auch in Zukunft weiterentwickeln werde und über eine Zivilreligion schließlich zu paradiesischen Zuständen auf Erden gelangen würde. Auch aus diesem Grund ist die Zivilreligion eine Gegenreligion zum christlichen Glauben, weil dieser das endgültige Ziel des Menschen nicht in einem politisch-irdischen Reich sieht, sondern in einer neuen Schöpfung Gottes mit einem neuen Himmel und einer neuen Erde.

Die Zivilreligion ist nicht selten auch im Namen des Christentums aufgetreten und hat dieses mit unbiblischen Lehren vermischt. Damit Christen nicht von einer „christlichen“ Zivilreligion getäuscht werden, ist es notwendig, einerseits die biblische Lehre zu kennen und andererseits die Weltanschauung der Zivilreligion.

Die Lehraussagen des Aufrufs 2020 stehen in Übereinstimmung sowohl mit der Heiligen Schrift unter Anwendung der schriftgemäßen Auslegungsprinzipien[7] als auch mit den Vätern im Glauben, wie man sie in den Schriften und Bekenntnissen der Alten Kirche und der Reformation[8] findet.

Die folgenden Bekenntnisaussagen sprechen mitten in eine Situation hinein, in der das biblische Christentum sowohl von außen durch totalitäre Ansprüche des Staates als auch von innen durch Irrlehren und Irrtümer angegriffen wird. Dieses Bekenntnis ist vor allem auch ein Aufruf zur Buße und zum Glauben.

Buße und Glaube waren auch die beiden wesentlichen Bestandteile der christlichen Position, die Martin Luther in seinem Kampf gegen die dominante Zivilreligion seiner Zeit bezogen hat. Das muss auch in unserer Zeit die primäre Botschaft sein. Wir müssen die Zivilreligion als solche erkennen, uns von ihr abwenden und uns zum Evangelium hinwenden. Jede andere Antwort geht am Ziel vorbei und multipliziert die negativen Auswirkungen nur noch weiter.

Da es in der aktuellen Situation um alles oder nichts geht, um das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus, das über ewiges Heil und Unheil entscheidet, sollten sich alle Beteiligten auch besonders von unnützen Streitigkeiten, Machtkämpfen und falschem persönlichen Ehrgeiz freimachen.

II. Der Text

  1. Allgemeine Offenbarung und spezielle Offenbarung Gottes

Seit jeher gründet sich der christliche Glaube mit seinen verschiedenen Lehraussagen auf die Gotteserkenntnis. Deshalb beginnen christliche Bekenntnisse des Glaubens mit der Offenbarung Gottes[9]. In der Selbstoffenbarung Gottes[10], mit der sich Gott den Menschen zu erkennen gibt, ist zwingend zu unterscheiden zwischen der allgemeinen Offenbarung und der speziellen Offenbarung. Die klassischen Bibelstellen, welche von der allgemeinen Offenbarung sprechen, sind Psalm 19,2-4 und Römer 1,18-32. Diese Texte zeigen, dass sich Gott in der Schöpfung und in den 10 Geboten offenbart, die Gott dem Menschen auch durch sein Gewissen[11] gegeben hat. Diese allgemeine Offenbarung Gottes, die allen Menschen zugänglich ist, wird auch als „das Licht der Natur[12]“ bezeichnet, das jedoch nicht ausreicht, um zu einer Gotteserkenntnis zu gelangen, die zum Heil führt.

Deshalb bedarf es der speziellen Offenbarung Gottes in Form der Heiligen Schrift. Durch das Licht der Natur können die Menschen zwar die Existenz Gottes als ewigen Schöpfer und moralisches Wesen erkennen, aber nicht den Weg zum Heil, der in der Erkenntnis Jesu Christi und seines Werkes am Kreuz besteht. Das Werk vom Kreuz wird uns im Evangelium verkündet, das als die Kraft Gottes bezeichnet wird, die zum Heil führt (Röm 1,16.17). Aus diesem Grund besteht für die Gemeinde Jesu der absolut notwendige Auftrag, das Evangelium allen Menschen zu verkünden und den Missionsbefehl zu erfüllen, den Jesus seinen Jüngern gegeben hat (Mt 28,19.20). Das ist der einzige Weg, auf dem Menschen das Heil und ewiges Leben erlangen: Der rettende Glaube kommt aus der Verkündigung und die Verkündigung kommt aus dem Wort Gottes, sprich der Heiligen Schrift (Röm 10,17).

Auf diese Erkenntnis gründet sich das Schlagwort der Reformation „allein die Schrift“. Die Bibel allein weist den Weg zum Heil. Während die allgemeine Offenbarung in der Schöpfung durch die Gedanken des Menschen und sein Gewissen manipulierbar ist, haben wir mit der speziellen Offenbarung durch die Heilige Schrift eine objektive Quelle der Wahrheit. Das Wort Gottes ist von Gott selbst inspiriert, irrtumslos und unveränderlich und steht somit außerhalb der subjektiven Befindlichkeit des Menschen und seiner schwankenden und irrenden Gedanken.

Das führt dazu, dass der Mensch zum absoluten Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift verpflichtet ist und sie als höchste Autorität betrachten und im Zweifelsfall Gottes Wort mehr gehorchen muss als allen menschlichen Autoritäten.

Wir verwerfen somit eine Zivilreligion, welche aus der Natur und der menschlichen Vernunft unter Anwendung von wissenschaftlichen Methoden, den Anspruch ableitet, über alles menschliche Leben bestimmen zu können. Diesen Ansatz, allein aus dem Licht der Natur eine umfassende Welterklärung abzuleiten, findet man bereits in der Philosophie der griechischen Antike, welche dann in der Renaissance[13] wiederbelebt und darauf in der Aufklärung[14] ausformuliert wurde und seitdem in der westlichen Welt die politischen Gesellschaftssysteme bestimmt.

Wo dieser auf die Natur und Philosophie gegründete Ansatz vorherrschte, wurde immer die Offenbarung Gottes in Form der Bibel entweder untergraben oder verworfen und somit auch ein auf die Bibel gegründetes Christentum. Bis zum höchsten Punkt zugespitzt wurde diese Auseinandersetzung zwischen Martin Luther und dem Renaissance-Menschen, Humanisten und damals führenden katholischen Theologen Erasmus von Rotterdam über den „unfreien Willen[15]“ (1525). Während Martin Luther die Bibel als höchste Autorität betrachtet und von der Klarheit der Schrift redet, hält Erasmus die Heilige Schrift in der wichtigsten Frage, der Heilsfrage, für dunkel und unklar.

Deshalb rufen wir hiermit die Christen zu dem Grundsatz zurück „allein die Schrift“!

  1. Streben nach menschlicher Autonomie gegen die Anerkennung der Souveränität Gottes

Seit jeher gründet sich der christliche Glaube auf die Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift. Darin offenbart sich Gott als der ewige, allmächtige, absolut heilige und weise Gott, der ganz frei ist und alle Dinge nach seinem Ratschluss unabänderlich wirkt zu seiner eigenen Ehre. Darin erweist er sich als ein in höchstem Maße liebender Vater, der gnädig, barmherzig, geduldig und durch und durch wahrhaftig ist[16].

Da der Mensch im Paradies durch den Sündenfall von Gott abgefallen ist, strebt er seit diesem Tage nach Autonomie. Er will von Gott losgelöst und sein eigener Gott sein. Der Mensch möchte nun sein Leben nach seinem eigenen Ratschluss bestimmen und möchte in sich selbst frei sein und zu seiner Ehre leben und nicht mehr zur Ehre Gottes.

Aus diesem Grund lehnt der gefallene Mensch einen souveränen Gott als allmächtigen Herrscher ab und auch dessen souveränen Ratschluss und sein Wort, durch das Gott sich selbst offenbart. Mit dem Wort Gottes ist man nämlich im Besitz der Wahrheit und kann den einen wahren Gott erkennen und den Weg, den er den Menschen zum Heil eröffnet hat.

Der Weg des Heils und zurück in die Gemeinschaft mit Gott geht ausschließlich über das wirksame Sühneopfer[17] Jesu am Kreuz. Das Übertreten des bekannten Gebotes Gottes im Paradies war Sünde gegenüber Gott und hat die Heiligkeit Gottes verletzt. Deshalb muss in der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen Gerechtigkeit gewirkt werden, um diese Beziehung wieder herzustellen. Die Sünde gegen einen ewigen Gott kann aber nicht von einem endlichen Menschen wiedergutgemacht werden. Dazu ist der Mensch zu gering und begrenzt. Nur ein unbegrenztes, ewiges Wesen kann die Schuld an einem unbegrenzten ewigen Gott sühnen. Aus diesem Grund musste Gott selbst Mensch werden in seinem Sohn Jesus Christus und die Sünde an seinem eigenen Leib ans Kreuz hinauftragen, um sie dort zu sühnen.

Damit geschieht die Rettung des Menschen ganz und gar auf der Grundlage der Gnade Gottes. Gott erlässt dem Menschen in seiner freien Liebe und Gnade seine Schuld und nimmt ihn auf Grundlage des Sühneopfers Jesu am Kreuz an und in seine Gemeinschaft wieder auf. Diese gnädige Annahme geschieht unter völliger Absehung der Werke des Menschen.

Wir verwerfen somit eine staatliche Zivilreligion, durch die der Mensch sich von Gott autonom sieht und durch seine eigenen Fähigkeiten einen gerechten und paradiesischen Zustand auf der Erde wiederherstellen möchte.

Wir verwerfen ebenso alle Lehren und Bemühungen, den Menschen erlösen zu wollen, bei denen man die alleinige Gnade Gottes übergeht und die Werke des Menschen als zweite Ursache in das Heil mithineinstellen möchte[18]. Ein solcher Synergismus[19] (Zusammenwirken zwischen Gott und dem Menschen zum Heil) ist genau das Gegenteil des biblischen Evangeliums, bei dem Gott allein das ganze Heil alles in allem wirkt. Selbst die guten Werke kann ein Christ nicht mit ins Heil einbringen, indem er diese bei sich selbst verbucht. Das geht bis hin zum rettenden Glauben bei der Wiedergeburt, der von Gott gewirkt wird und ebenfalls ein Werk ist, das Gott zuvor bereitet hat, damit die Christen darin wandeln. Damit ist das Evangelium nach der Schrift monergistisch (Gott wirkt das ganze Heil von A bis Z ohne Hinzutun des Menschen), wie die Bibel in Epheser 2,8-10 sagt:

„Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“.

Nur auf dem Weg der alleinigen Gnade kann der Christ Gott alle Ehre geben, die ihm als Gott zusteht. Will der Mensch auch nur im geringsten Maße sich selbst in das Heil mit einbringen, dann gibt er sich selbst die Ehre, die Gott zusteht. Das fängt bereits damit an, dass er seinen Glauben sich selbst zurechnet und sagt: Ich verdanke das Heil meinem Glauben. An dieser Stelle beginnt bereits das sündhafte Streben des Menschen nach Autonomie und seiner Loslösung von Gott. Dagegen sagt das Evangelium, dass selbst der Glaube eine freie Gabe Gottes ist, die uns geschenkt wird.

Deshalb rufen wir hiermit die Christen zu dem Grundsatz zurück „allein die Gnade“!

  1. Wahre Freiheit durch Rückbindung des menschlichen Willens an Gott

Seit jeher haben Christen ihre Freiheit darin gesehen, dass sie durch das Evangelium an Gott rückgebunden werden[20]. Der nach Autonomie strebende Mensch dagegen sieht seine Freiheit darin, dass er sich von Gott emanzipiert. Er meint irrtümlicher Weise, dass er sich mit seiner Loslösung von Gott dann in einem neutralen Raum befinden würde, in dem er sein Leben in freier Entscheidungsgewalt bestimmen könne, ohne dass er dabei weder von dem Bösen auf der einen Seite noch von Gott auf der anderen Seite beeinflusst werden könnte.

Dabei übergeht der Mensch, dass er ein Geschöpf Gottes ist und seine Freiheit allein darin besteht, dass er mit Gott in einer Gemeinschaft völliger Gerechtigkeit und Heiligkeit lebt und seinen Schöpfer verherrlicht. Durch den Sündenfall im Paradies hat der Mensch durch seine ersten Eltern Adam und Eva die Gemeinschaft mit Gott aufgegeben und somit seine Freiheit[21] und seine Gerechtigkeit und Heiligkeit verloren. Er wurde an die Sünde gebunden und seinem Wesen nach Sünder[22] und ist dadurch unter die Macht des Todes geraten: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod“ (Röm 6,23).

Da es diesen vom Humanismus angenommenen neutralen Raum für den Menschen nicht gibt, steht der Mensch in der Realität zwischen Gott und der Sünde und ist mit seinen Willenskräften entweder an Gott oder an die Sünde rückgebunden – dazwischen gibt es nichts.

Auch in seinem Verstand und Denken steht der Mensch unter dem Sündenfall. Wenn er nun von einem souveränen Gott hört, der allmächtig ist und über Himmel und Erde einen allumfassenden Herrschaftsanspruch hat, dann rebelliert er dagegen, weil er meint, damit seiner vermeintlichen Freiheit beraubt zu werden. Er lehnt Gott als den Herrn über sein Leben ab und will Gott nicht Gott sein lassen und bestreitet den absoluten Herrschaftsanspruch Gottes. Das äußert sich vor allem darin, dass er die Bibel als absolute Wahrheit verwirft, den Verlust seiner Freiheit durch seine Bindung an die Sünde leugnet und das biblische Evangelium von Jesus Christus, das ihn in die wahre Freiheit führen könnte, ablehnt.

Doch der einzige Weg zurück in die Freiheit geht für den Menschen ausschließlich über Jesus Christus, der die Sünde, die den Menschen knechtet und von Gott trennt, an das Kreuz getragen hat, und so den Menschen wieder mit Gott versöhnt hat. Dass der Mensch durch das Evangelium vom Kreuz tatsächlich wieder in wahre Freiheit geführt wird, bezeugt unser Herr Jesus Christus selbst im Evangelium: „Wenn euch nun der Sohn frei machen wird, so seid ihr wirklich frei“ (Joh 8,36).

Diese wahre Freiheit besteht darin, dass der Mensch an Gott rückgebunden wird. Das geschieht durch das Evangelium, denn im Glauben an das Evangelium wird die Sünde, die den Menschen knechtet, hinweggenommen. Darüber hinaus hat Jesus durch ein völlig sündloses Leben für den Menschen eine neue Gerechtigkeit und Heiligkeit[23] erworben. Damit ist der Mensch in der Lage, wieder in der Gemeinschaft mit Gott zu leben, für die er geschaffen wurde.

Ein großer Teil der Christen scheitert heute jedoch an der Frage, wie das Erlösungswerk Christi beim Menschen ankommt. Die biblische und evangelische Antwort darauf lautet: durch den Glauben allein. Glauben bedeutet zwei Dinge:

  1. a) Den Inhalt des Evangeliums zu kennen, was Jesus bei seinem Tod am Kreuz und seiner Auferstehung getan hat. Hierbei handelt es sich um eine historische Tatsache.
  2. b) Persönlich mit seinem Herzen darauf zu vertrauen.

Auf diesem Weg wird dem Menschen das Heil im Glauben zugerechnet. Gott spricht den Sünder gerecht und rechnet ihm die ganze Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi zu. Wenn der Glaube in biblischer Weise geschieht, dann hat er eine solche Auswirkung, dass der Christ Zeit seines Lebens im Glauben und in der Heiligung lebt: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Röm 1,17).

Wir verwerfen somit die Irrlehre der Römisch-katholischen Kirche und eines „christlichen“ Humanismus, dass die Errettung angeblich eine Kooperation Gottes mit dem Menschen wäre, wobei der Mensch als zweite Ursache des Heils seinen Beitrag zu dem Werk Christi noch hinzufügen müsse. Wer im Glauben durch Gott gerecht gesprochen und somit bei Gott angenommen ist, dem ist die ganze Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi zugerechnet worden. Es ist das alleinige Werk Gottes ohne das Hinzutun menschlicher Werke. Aus diesem Grund haben die Reformatoren die Römisch-katholische Kirche zu Recht dafür verurteilt, dass sie eine Gerechtigkeit aus Werken lehrt und damit ein anderes Evangelium.

Wir verwerfen auch jede Form des Humanismus, sei es in weltlicher oder „christlicher“ Form, die den Willen und Verstand des Menschen als nicht unter dem Sündenfall stehend betrachtet. Das führt in der Konsequenz in jedem Fall zur Verwerfung des wirksamen Sühneopfers Christi. Denn der Humanismus sieht im Menschen, in seinen natürlichen Verstandes- und Willenskräften, noch das Potenzial zur Freiheit, um zu Gott gelangen zu können. Besonders subtil ist hier der „christliche“ Humanismus, da er die Existenz eines Sühnopfers Jesu am Kreuz zwar anerkennt, aber dessen Wirksamkeit leugnet. Der „christliche“ Humanismus geht davon aus, dass der Mensch durch seine inneren Kräfte das Sühnopfer Jesu erst wirksam machen müsse und stellt sich somit auch hier wieder als zweite Ursache mit in das Heil hinein. Auch das führt in allerletzter Konsequenz zu einer Gerechtigkeit aus Werken und übergeht den Glauben als Mittel, durch den das ganze Werk Christi dem Christen vollkommen zugerechnet wird.

Deshalb rufen wir hiermit die Christen zu dem Grundsatz zurück „allein der Glaube“!

  1. Fortschreitende Heiligung durch den Gebrauch der geistlichen Mittel

Seit jeher haben die Christen an eine fortschreitende Heiligung bis zum Ende geglaubt, ohne die niemand den Herrn sehen wird[24]. Um diese jedoch schriftgemäß verstehen zu können, muss man zuerst die Rettung des Menschen durch Wiedergeburt und Glauben verstehen. Denn die Heiligung geschieht auf demselben Weg und durch dieselben geistlichen Mittel wie die Rettung des Menschen.

Da der natürliche Mensch in seinen Willenskräften an die Sünde gebunden ist und in seinem Verstand so verfinstert ist, dass er das geistliche Wesen des Evangeliums nicht verstehen kann und nicht glauben will, muss die dringende Frage beantwortet werden, woher die Kräfte kommen, dass jemand willentlich zum Evangelium „ja“ sagt und Christus annimmt.

Wir verwerfen hier die Lehre der Römisch-katholischen Kirche und die des „christlichen“ Humanismus, die sagt, dass der Verstand und der Wille des Menschen vor dem Sündenfall soweit verschont geblieben seien, dass der Mensch in sich selbst noch natürliche Fähigkeiten und ein natürliches Potenzial besitzen würde, um mit Gott kooperieren zu können. Diese Sichtweise führt unausweichlich zur Selbstgerechtigkeit, Werkgerechtigkeit und Gesetzlichkeit. Erneut gibt sich der Mensch selbst die Ehre anstatt Gott.

Dagegen halten wir fest: Die Kraft, die dem Mensch die Willenskräfte zum Glauben gibt und seinen Verstand erleuchtet, kommt aus den geistlichen Mitteln, die Gott gegeben hat, um den Glauben zu wirken. Diese sind:

  1. a) Der öffentliche Gottesdienst
  2. b) Das Lesen der Bibel
  3. c) Das Hören des Evangeliums

Mit anderen Worten bedeutet dies, dass die Kraft[25] und Wirkmacht[26], durch die der Mensch an Jesus Christus glaubt nicht in ihm selbst liegt, sondern außerhalb von ihm steht, nämlich im Wort Gottes selbst, das der Mensch im Evangelium empfängt, wenn er es im öffentlichen Gottesdienst hört oder in der Bibel liest. Das Wort des Evangeliums ist die Kraft Gottes und ist wirkmächtig, um beim Menschen den Glauben hervorzurufen, der zum Heil führt. Da Gott den Menschen geistliche Mittel gegeben hat, in denen die Wirkmacht zum Glauben und zum Heil liegt, ist der Mensch voll verantwortlich, wie er damit umgeht und muss am Tag des Jüngsten Gerichts darüber Rechenschaft leisten.

In derselben Weise geschieht auch die Heiligung. Heiligung bedeutet nichts anderes, als dass der Christ im Glauben lebt und durch die Gabe des Beharrens von Gott im Glauben bis zum Ende bewahrt wird. Das bedeutet, dass die Rechtfertigung des Christen und seine Heiligung untrennbar miteinander verbunden sind. Es gibt keinen Christen, der gerechtfertigt ist, aber nicht in der Heiligung lebt. Wer nicht in der Heiligung lebt, ist im Umkehrschluss auch kein Christ und hat das neue Leben in Christus noch nicht empfangen.

Um den Glauben des Christen bis zum Ende zu bewahren, hat Gott noch zwei weitere geistliche Mittel gegeben, durch die er den Glauben beim Menschen wirkt und versiegelt. Es handelt sich dabei um:

  1. d) Das Gebet
  2. e) Taufe und Abendmahl

Wir verwerfen deshalb die Lehre der Römisch-katholischen Kirche und den „christlichen“ Humanismus, welche die Rechtfertigung und Heiligung voneinander trennen, indem sie beides nicht als das alleinige Werk Gottes sehen, sondern als eine Kooperation von Gott und Mensch und somit in letzter Konsequenz das Werk Christi für nicht ausreichend erklären.

Deshalb rufen wir hiermit die Christen zu dem Grundsatz zurück „allein Christus“!

Die Heiligung ist deshalb fortschreitend, weil in dem Christen nun der Geist Gottes wohnt, durch den er geheiligt wird. Mit der Wiedergeburt ist die Herrschaft der Sünde gebrochen und die vielfältigen Begierden werden mehr und mehr geschwächt und der Christ wird durch die heilsamen Gnadengaben Gottes mehr und mehr gestärkt, so dass er die wahre Heiligung ausleben kann.

Auch wenn die Heiligung sich auf den ganzen Menschen durch und durch erstreckt, so bleibt sie in diesem Leben jedoch unvollkommen durch verschiedene Überreste der Verdorbenheit. In dieser Situation setzt der Kampf zwischen Fleisch und Geist ein (Gal 5,16-26). Auch wenn das Fleisch (= sündige Natur des Menschen) hier eine Zeit lang die Oberhand gewinnen kann, so wird es am Ende doch durch den Geist eine Überwindung des Fleisches geben. Dabei muss der Christ die o.g. fünf Gnadenmittel regelmäßig anwenden, weil in ihnen die Kraft zur Veränderung und Erneuerung liegt. Vertraut der Christ hier jedoch auf angebliche in ihm innewohnende Kräfte zur Heiligung, die in Wahrheit nichts anderes sind als das „fromme“ Fleisch, dann wird er in der Heiligung scheitern und zu einem selbstgerechten, gesetzlichen Menschen werden.

Die wahren Gläubigen wachsen jedoch in der Gnade Gottes und vervollkommnen (2.Kor 7,1) im biblischen Sinne ihre Heiligung, die vollendet wird, wenn sie beim Herrn sein werden.

Wir verwerfen die Theosis-Lehre von der Vergöttlichung des Menschen und die evangelikale Lehre von einer völligen Sündlosigkeit bereits in diesem Leben, welche den Christen nach der Schrift für den Himmel vorbehalten ist.

Ihren Ursprung haben diese beiden Irrlehren in der griechischen Philosophie und vor allem im Platonismus, wonach der Mensch Anteil an der göttlichen Natur habe und somit in diesem Leben zur Vollkommenheit fortschreiten müsse und dabei in seiner Natur und seinem Wesen vergöttlicht würde. Dahinter steht jedoch die alte Lüge der Schlange aus dem Paradies, die dem Menschen vorgaukelte: „Ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist“ (1.Mose 3,5).

Besonders im Mittelalter wurde diese Lehre von der Vergöttlichung des Menschen ein fester Bestandteil der römisch-katholischen Theologie und fand ihre stärkste Ausformulierung in der katholischen Mystik[27]. Aus diesen Quellen gelangte sie dann auch in den Evangelikalismus und trat dort im Methodismus des 18.Jahrhundert unter der Lehre des „zweiten Segens“, der „völligen Heiligung“ oder der „christlichen Vollkommenheit“ in Erscheinung.

Auch in der evangelikalen Erweckung des 19.Jahrhunderts wurde diese Lehre weitergeführt und war ein fester Bestandteil dieser Bewegung, dann auch unter dem Begriff „Geistestaufe“, bei der man durch eine weitere „Erfahrung“ nach der Wiedergeburt angeblich als Christ ein völlig sündloses Leben führen könne. Auch die Pfingstbewegung hat diese Lehre übernommen und sie wurde dann in der Berliner Erklärung (1909) als „unbiblische Lehre“[28] verworfen mit den Worten der Bibel aus 1.Johannes 1,8: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“.

Dagegen halten wir fest, dass Gott die Gläubigen vor dem Straucheln und Fallen bewahren kann und dass sie durch den Heiligen Geist die Macht haben, über die Sünde zu herrschen, aber eine völlige Sündlosigkeit empfängt der Christ in diesem Leben nicht. Diese ist ihm für den Himmel vorbehalten.

  1. Unterscheidung von weltlichem und geistlichem Herrschaftsbereich

Seit jeher haben Christen einen Gegensatz gesehen zwischen dem weltlichen Herrschaftsbereich (weltliche Obrigkeit einer Zivilregierung) und dem geistlichen Herrschaftsbereich (der Kirche oder Gemeinde Jesu). Oder mit den Worten von Martin Luther ist die Welt zu unterscheiden zwischen dem Reich der Welt auf der einen Seite und dem Reich Christi auf der anderen Seite. Darauf gründet sich auch die christliche Lehre der zwei Reiche, wie sie in der Reformation von Martin Luther formuliert wurde in seiner Schrift: „Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei“ (1523). Darin wird erklärt, in welchem Verhältnis der Christ zum Staat bzw. zum Reich der Welt steht.

Dass Christen und das Reich Christi im Gegensatz zur weltlichen Zivilregierung stehen, sieht man schon daran, dass die Christen in den ersten Jahrhunderten vom damaligen Staat und seinen Kaisern verfolgt wurden. Wo der Staat sich gegen die Bibel stellte, leisteten die Christen zivilen Ungehorsam, indem sie sich u.a. der Anbetung des Kaisers als Gott und dem Götzendienst verweigerten oder moralische Sünden der Zivilgesellschaft wie Ehebruch oder Abtreibung ablehnten. Auch als das Christentum 381 n.Chr. unter dem Kaiser Theodosius zur Staatsreligion wurde, stellten die Christen unmittelbar darauf klar heraus, dass dieser Gegensatz zwischen Staat und Kirche weiterbesteht. Augustinus erklärte in seiner für die Christen über das Mittelalter bis zur Reformation maßgeblichen Schrift „Vom Gottesstaat“[29] (413 – 426 n.Chr.): Der Gottesstaat (lat. civitas dei, ein anderer Begriff für die Gemeinde Jesu) bleibt bis zur Wiederkunft des Herrn in einem Gegensatz zum irdischen Staat (lat. civitas terrena) bestehen.

Der Gegensatz dieser beiden „Staaten“ oder „Reiche“ besteht vor allem auch darin, dass das Reich Christi (oder die Gemeinde Jesu) auf Jesus Christus gegründet ist und in alle Ewigkeit bestehen bleiben wird. Der weltliche Staat dagegen ist ein Reich, das von widergöttlichen Mächten des Bösen beherrscht wird. Deshalb wird das Reich der Welt im Gegensatz zum Reich Christi bei der Wiederkunft des Herrn untergehen. Aber dennoch ist der Staat eine gottgewollte zeitliche Ordnungsmacht.

Im Reich Christi leben Christen, die unter der Autorität ihres Herrn Jesus Christus und des Evangeliums stehen. In diesem Reich wird deshalb die Nächstenliebe gelehrt und gelebt. Wären alle Menschen Christen, dann wäre eine weltliche Obrigkeit nicht notwendig, da jeder seinem Nächsten helfen würde und auch die Kranken und Armen versorgt würden. Da aber die Menschen im Reich der Welt keine Christen sind, ist eine weltliche, zeitliche Ordnungsmacht notwendig, die das Schwert trägt und die Sünde der Menschen in Schranken hält. Gott hat das Gesetz um der Gottlosen willen gegeben (1.Tim 1,9) und so hat Gott auch die weltliche Obrigkeit gegeben, damit die Sünde in der Welt nicht so weit ausufert, dass die Menschheit sich nicht selbst zugrunde richtet.

Aus diesem Grund sollen sich die Christen der Zivilregierung unterordnen und ihren Gesetzen und Anordnungen Gehorsam leisten (Röm 13 und 1.Petr 2,13.14). Da die weltliche Obrigkeit von Gott eingesetzt ist, steht diese unter der Pflicht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Da die Gemeinde Jesu diese Anordnung und Wohltat Gottes mit Dankbarkeit anerkennt, betet sie für die Obrigkeit, dass diese ihre Aufgabe mit möglichst großer Übereinstimmung mit den Geboten Gottes ausführt (1.Tim 2,1.2). Dadurch kann auch die Gemeinde in der Welt in Frieden leben und ungehindert ihren christlichen Glauben ausleben und hat Raum, um das Evangelium in der ganzen Welt zu verkünden.

Wir verwerfen alle Lehren und Bestrebungen, diese beiden Reiche miteinander zu vermischen oder gar das Reich der Welt über das Reich Christi zu stellen. Ersteres geschah im Mittelalter durch die Römisch-katholische Kirche und ihrer unbiblischen Lehre von „den zwei Schwertern“. Dabei hat die Römisch-katholische Kirche es unternommen, das Reich der Welt und das Reich Christi unter ihrer Herrschaftsgewalt miteinander zu vereinen. Die Kirchenführer haben sich damals unter dem Dach der Kirche gleichzeitig zu Herren über die weltliche und kirchliche Obrigkeit gemacht und die „Schwertgewalt“ sowohl über Welt als auch Kirche beansprucht. In der Reformationszeit wurde die Kirche wieder zur biblischen Trennung und Unterscheidung beider Herrschaftsbereiche zurückgerufen – zur Trennung von Staat und Kirche. Leider konnte diese Trennung in der Praxis nicht so konsequent umgesetzt werden, wie es eigentlich hätte sein sollen, und die Christen hatten seitdem mit mehr oder weniger großen Vermischungen beider Bereiche zu kämpfen.

Wir verwerfen ebenso alle Bestrebungen des Staates, sich über das Reich Christi zu stellen, indem sich der Staat zur totalen Ordnungsmacht erhebt. Dies geschah z.B. im Nationalsozialismus oder in der ehemaligen DDR. Beides waren sozialistische totalitäre Gesellschaftssysteme, die das konsequente Endergebnis einer Zivilreligion waren, wie sie in der Zeit der Aufklärung philosophisch und ideologisch formuliert und eingerichtet wurde.

In der Zeit dieser Diktaturen wurden große Teile der Kirche verführt, indem sie die Strukturen dieser politischen Systeme fälschlicherweise mit göttlichen Ordnungen verwechselten und sich dadurch einer Politik, Moral und Staatsgesetzen unterwarfen, die von der Bibel her für Christen nicht akzeptabel sind. Ein Beispiel für die Verblendung jener Zeit ist, dass nicht wenige „Christen“ im Dritten Reich die verabscheuungswürdigen Rassegesetze des nationalsozialistischen Staates anerkannten, weil die Rasse angeblich als Schöpfungsordnung Gottes reingehalten werden müsse. Nach gleichem Prinzip der Verdrehung der Schrift werden getäuschte Christen sich immer wieder den widergöttlichen Ordnungen einer Zivilreligion unterordnen, anstatt sich von ihnen zu trennen.

Deshalb müssen wir unter allen Umständen auf einer klaren Unterscheidung des Reiches Christi und der Welt bestehen, auf eine Trennung von Staat und Kirche. Dabei müssen sich Christen grundsätzlich den Ordnungen des Staates unterordnen und seinen Gesetzen und Anordnungen Gehorsam leisten. Da der Staat sich jedoch in der Welt befindet und unter dem Einfluss der bösen Mächte einer gefallenen Welt steht, müssen wir damit rechnen, dass der Staat Gesetze erlässt, die von einem Christen nicht angenommen werden können, weil sie im Gegensatz zu den biblischen Ordnungen Gottes stehen. In einem noch schlimmeren Fall fällt der Staat ganz von seiner Aufgabe ab, eine zeitliche Ordnungsmacht Gottes zu sein und bricht seine eigenen staatlichen Gesetze und löst diese auf. In einer solchen Situation scheinen wir uns in Deutschland im Jahr 2020 zu befinden.

Hier ist es die erste Aufgabe der Christen, den Staat an Gottes Gebote und Gerechtigkeit zu erinnern und somit an die Verantwortung der Regierenden. Dabei beten die Christen für die Obrigkeit und vertrauen auf die Kraft des Wortes Gottes, durch das Gott alle Dinge trägt. Sollte der Staat jedoch so weit gehen, dass er seinen Bürgern Gesetze und Ordnungen aufzwingt, welche mit dem Wort Gottes völlig unvereinbar sind, dann sind die Christen zum zivilen Ungehorsam verpflichtet, der in einem friedlichen und gewaltlosen Widerstand besteht. In dieser Situation ist das Wort der Schrift anzuwenden: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!“ (Apg 5,29).

In einer solchen Lage sind die Gedanken und Gefühle der Menschen jedoch häufig so aufgewühlt, dass sie zu einer gewaltsamen Rebellion neigen und auf einem unrechtmäßigen Weg die Regierenden beseitigen wollen. Daher ist hier bei jedem Christen eine besondere Besonnenheit und Nüchternheit erforderlich. Hier kommt besonders den Hirten und Leitern der Gemeinde Jesu die Aufgabe zu, in möglichst großer Einigkeit auf die unrechten Gesetze und Maßnahmen des Staates biblisch zu antworten und der Gemeinde Orientierung und Wegweisung zu geben, wie sie sich in dieser Lage der Anfechtung verhalten soll. Dieses Ziel verfolgt der vorliegende Aufruf 2020.

  1. Ein biblisches Verständnis von den letzten Dingen

In der Zeit der Aufklärung setzte sich in der Bevölkerung der westlichen Welt mehr und mehr der Fortschrittsglaube durch. Das eigentliche Motiv und übergeordnete Ziel war dabei, dem Menschen die Vollkommenheit zurückzugeben, die dieser im Paradies besessen, aber durch eigenes Verschulden verloren hatte.

Man dachte sich den Fortschritt jedoch nicht nur als einen historischen Prozess aus einem periodischen Auf und Ab im gesellschaftlichen Werdegang, sondern auch dass eine fortwährende Höherentwicklung der Kultur herbeigeführt werden könne, die unmittelbar mit der Aneignung und Umsetzung neuer Erkenntnisse zusammenhängt. Wenn der Mensch seine wachsende Erkenntnis mit Frömmigkeit verbinde, so könne er die Verhältnisse der ganzen Gesellschaft verbessern. Dabei vermischte man häufig alttestamentliche Erzählungen mit einem mystischen Weltbild, das sich hauptsächlich auf neoplatonische, hermetische und kabbalistische Ideen gründete.

Der Fortschrittsglaube der Zivilreligion vereinigte sich im Laufe der Zeit mit der Endzeitlehre des Postmillennialismus, der im Amerika des 19. Jahrhunderts die allgemein vorherrschende Lehre des Protestantismus war. Dabei wird die Wiederkunft Jesu nach (lat. post) dem Tausendjährigen Reich erwartet. In dieser Zeit würde eine zunehmende Christianisierung der Welt durch Mission und die Verkündigung des Evangeliums stattfinden. In einer positiven Entwicklung würde die Welt zunehmend zu einem Reich der Gerechtigkeit werden, und diese Entwicklung würde ihren Höhepunkt dann mit der Wiederkunft Jesu finden. Dabei würde schon vor der Wiederkunft des Herrn eine nahezu vollkommene Gesellschaft entstehen und das Zusammenleben der Völker würde gekennzeichnet sein durch einen etappenweise eingeführten Weltfrieden.

Wir verwerfen diese Auffassung, weil auch dahinter wieder das Streben nach menschlicher Autonomie steht. Anstatt im Glauben an Christus und das Evangelium auszuharren, bis Jesus Christus wiederkommt und das Böse durch die Erscheinung seiner Ankunft beseitigt, will der Mensch hier selbst Hand anlegen und ein Königreich Gottes auf Erden mit eigener Anstrengung bauen. Oder anders gesagt, der Mensch will den Himmel auf Erden bauen ohne Jesus Christus, der als König und Herr über die ganze Welt regiert.

Dagegen halten wir mit der Lehre der Bibel, den Aposteln, frühen Christen und Reformatoren fest, dass der Wiederkunft Jesu der große Abfall vorausgeht. Das Böse wird in der Welt immer mehr ausreifen und in der Person des Antichristen gipfeln, was zu einer weltweiten Katastrophe führen wird. Der Herr Jesus Christus selbst wird in dieser Zeit seine Gemeinde bewahren und diese wird den Antichristen und sein Reich überwinden.

  1. Ausblick

Die größte Herausforderung für die Christen wird in Zukunft eine Zivilreligion sein, die alle politischen, wirtschaftlichen und religiösen Kräfte sammeln wird, um ein weltweites Machtmonopol mit einer Gegenreligion gegen das biblische Christentum zu errichten.

Um die ganze Tragweite dieser Entwicklung zu sehen, besteht die Notwendigkeit noch zwei weitere Bekenntnisse zu erstellen, zum einen über den Korporatismus und zum anderen über das soziale Evangelium.

Der Korporatismus[30] ist eine Verbindung der politischen Macht mit der Finanz- und Wirtschaftsmacht. Der Korporatismus war nicht nur Grundlage der Diktaturen im Dritten Reich und der DDR, sondern darauf gründen ebenso die westlichen Gesellschaftssysteme der USA des 20. Jahrhunderts, des Nachkriegsdeutschlands in der BRD und der Europäischen Union.

Ein Hauptvertreter des sozialen Evangeliums[31], Rick Warren, postulierte: Da ein Stuhl auf zwei Beinen (Politik und Wirtschaft) nicht stehen könne, benötigte es noch eines dritten Beines in Form eines sozialen Evangeliums, das die Welt verändern solle. Dabei wird ein irdisches Reich Gottes angestrebt, das die sozialen und gesellschaftlichen Probleme der Welt lösen soll. Dies ist jedoch eine utopische Illusion, weil der durch den Sündenfall in der Welt entstandene Schaden so groß ist, dass er allein durch das ewige Reich Christi geheilt werden kann, das in einer ganz neuen Schöpfung besteht, nämlich einem neuen Himmel und einer neuen Erde.

 

III. Aufruf zur Umkehr

Wir stellen uns als Christen zum Schluss nun die Frage, wie wir auf die aktuelle Lage antworten sollen: ein totalitärer Staat auf der einen Seite, der über eine Zivilreligion versucht, den Christen unannehmbare Dinge aufzuzwingen, und eine Christenheit auf der anderen Seite, die über eine Glaubensvermischung wesentliche Lehren des Evangeliums aus dem Auge verloren, aufgegeben oder gar durch Irrlehren ersetzt hat.

Es ist die gleiche Antwort, die Christen schon immer darauf gegeben haben und die Martin Luther in seiner ersten der 95 Thesen formuliert hat: Es sind Buße und Glauben!

  1. These: Als unser Herr und Meister Jesus Christus sagte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“, wollte er, dass das ganze Leben der Glaubenden Buße sei.

Buße ist Umkehr und bedeutet eine Abwendung von einem vermischten Evangelium und einer Zivilreligion, die eine Gegenreligion gegen das biblische Christentum entwickelt. Im Gegenzug müssen sich die Christen wieder dem wahren christlichen Glauben zuwenden, wie er in der Bibel geoffenbart ist und in diesem Bekenntnis formuliert wurde.

Da sich ein vermischtes Christentum und eine widergöttliche Zivilreligion immer als Erstes gegen die Person Gottes selbst wenden und die Rebellion des Menschen im Paradies gegen Gott zum Ausdruck bringen, müssen wir zur Souveränität Gottes zurückkehren, d.h. wir müssen anerkennen, dass Gott wirklich Gott ist, der mit seiner unumschränkten Macht über alle Dinge regiert: „Der Herr hat seinen Thron im Himmel gegründet, und seine Königsherrschaft regiert über alles“ (Psalm 103,19).

Wenn wir Gottes Herrschaft über alles anerkennen, dann erkennen wir auch sein irrtumsloses Wort an, das seinen souveränen Ratschluss[32] vor Grundlegung der Welt offenbart. Dieser Ratschluss offenbart auch den einzigen Weg, den Gott den Menschen zum Heil vorgegeben hat: Es ist das ewige Evangelium von Jesus Christus.

An diesem Punkt muss ein großer Teil der Christen heute zur Umkehr aufgerufen werden, wo sie sich haben täuschen lassen und dem fleischlichen Verlangen nachgegeben haben, unter dem frommen Denkmantel eines „humanistischen Evangeliums“ nach Autonomie von Gott zu streben. Das äußert sich darin, dass der Mensch nicht Gott allein das Heil zuschreibt und nicht ihm allein alle Ehre gibt. Stattdessen bringt er bei der Erlösung durch eine Kooperation des Menschen mit Gott sich selbst als zweite Ursache des Heils mit ein.

Das wird vor allem dadurch erkennbar, dass er die Kraft, zu Gott zu kommen und Jesus als Retter anzunehmen, in seinem eigenen Potenzial sieht, in seinen natürlichen Willens- und Verstandeskräften. Dagegen kommt die Kraft von Gott selbst und liegt in seinem Wort. Das durch den lebensspendenden Heiligen Geist wirksam gemachte Wort Gottes erleuchtet den Verstand des Menschen, um glauben zu können, und gleichzeitig ist das Wort auch die „Kraft Gottes“, das dem Menschen die Willenskräfte zum Glauben gibt. Die Wiedergeburt ist eine Schöpfung des Wortes Gottes und nicht das Produkt einer innewohnenden religiösen Kraft im Menschen. Letzteres führt auch zu einer unbiblischen Trennung von Wort und Geist, woraus christliche Schwärmerei folgt.

Kurz gesagt: Die Bibel sieht die rettende Kraft außerhalb vom Menschen, im Wort Gottes, wogegen der „christliche“ Humanist die Kraft in sich selbst und seinen natürlichen innewohnenden Kräften sieht. Die biblische Sichtweise wurde in der Lehre „allein die Gnade und allein der Glaube“ formuliert. Es ist heute notwendig, dass Christen wieder zu dieser Lehre und unumstößlichen Wahrheit der Bibel zurückkehren und an ihr festhalten.

Wie wir im Hinblick auf das Evangelium ganz und gar auf Gott und seine souveräne Allmacht vertrauen müssen, so müssen wir das auch im Hinblick auf eine gottlose Regierung, welche die Christen angreift. Hier müssen wir darauf vertrauen, dass Gott solche Machthaber demütigen und ihr Vorhaben und Tun misslingen lassen kann[33]. Weiter müssen Christen in der Anfechtung, die vom Staat ausgeht, auf die Gerechtigkeit Gottes vertrauen. Er wird keinen Gottlosen ungestraft lassen[34] und seinen ewigen Ratschluss wird er ausführen und sein Reich wird unwiderruflich kommen und alles Böse in der Welt überwinden, auch böse Regierungen.

Im Hinblick auf die Endzeitlehre dürfen sich Christen nicht von der falschen Aussicht auf ein irdisches Paradies täuschen lassen, das eine Zivilregierung zustande bringen könnte. Ihre ewige Heimat ist im Himmel und sie sind Pilger auf dem Weg zu dieser himmlischen Heimat.

Deshalb dürfen Christen nicht eher ruhen, bis sie dieses Ziel im Himmel erreicht haben und müssen darauf eingestellt sein, dass sie in einer bösen Welt solange ausharren müssen, bis ihr Herr wiederkommt und ihr Heil vollendet: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden“ (Mt 24,13).

Sämtliche unbiblische Endzeitlehren bringen die Christen von diesem Weg ab und auch von ihrem Auftrag, dass sie das Evangelium wirklich bis zu diesem Ende verkünden müssen: „Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden, zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24,14).

Die biblische Lehre von den letzten Dingen unterscheidet sich von falschen Endzeitlehren im Wesentlichen darin, dass sie die Christen immer wieder dazu ermutigt, bis zum Ende im Glauben zu beharren und das Evangelium solange zu verkünden, bis Jesus Christus wiederkommt. Die falschen Endzeitlehren verführen Christen damit, dass sie ihnen scheinbare Wege anbieten, auf denen sie nicht bis zum Ende durchhalten müssten. Die prophetischen Bücher der Schrift zeigen den Christen jedoch immer wieder, wie sie durch tägliche Buße ihren Glauben in allen Anfechtungen bis zum Ende bewahren.

Eine besondere Anfechtung auf diesem Weg ist ein Angriff des Staates auf das biblische Christentum, der unter der Herrschaftszeit des Antichristen seinen Höhepunkt finden wird. Hier wird es eine besondere Herausforderung sein, dass die Hirten und geistlichen Leiter zusammenhalten und in Besonnenheit prüfen, wie sich die Christen in den jeweiligen Situationen des Angriffs auf ihren Glauben verhalten sollen.

Möge diese Erklärung und dieses Bekenntnis des Glaubens dazu einen Beitrag leisten und unser Herr Jesus Christus seine Kinder durch sein Wort und seinen Geist so weit erleuchten, dass sie dort umkehren, wo sie unter den Einfluss eines vermischten Evangeliums und unbiblischer Einflüsse einer Zivilreligion geraten sind. Mit dem Gebet nach größerer echter biblischer Einheit unter den Christen und den geistlichen Leitern, befehlen wird die ganze Gemeinde unserem treuen und aus den Toten auferstanden Oberhirten und Herrn Jesus Christus an.

Soli deo gloria – Gott allein die Ehre.

 

Herausgeber des Aufrufs 2020:

Dirk Noll – Evangelisch-freikirchlicher Missionsverein Initiative bibeltreue Gemeinden:

https://der-ruf.info/wp-content/uploads/2020/01/Initiative-bibeltreue-Gemeinden.pdf

Siegfried Schad – Betreiber der Internetseite DER RUF:

https://der-ruf.info/

 

[1] Barmer Theologische Erklärung (1934), III. These

[2] 1.Johannes 4,1-4

[3] Offenbarung 2

[4] 2.Thessalonicher 2

[5] Religion civile

[6] Contrat social – „Gesellschaftsvertrag“

[7] Chicago-Erklärung (1978): Artikel 13 und Kommentar 1.4.3

[8] Dirk Noll: Bibel und Bekenntnis: https://der-ruf.info/2019/04/24/bibel-und-bekenntnis-artikel-dirk-noll/

[9] Siehe z.B. Die „Institutio“, Buch 1 ab Kapitel 1 oder Westminster-Bekenntnis Artikel 1

[10] Martin Erdmann: Siegeszug des Fortschrittsglaubens, Kapitel 2.1

[11] Römer 2,14.15

[12] Westminster-Bekenntnis Artikel 1,1

[13] „Wiedergeburt“ der griechischen Antike in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert

[14] Die Aufklärung war eine um das 17. Jahrhundert beginnende Bewegung, die durch rationales Denken den Fortschritt behindernde Strukturen überwinden wollte

[15] Siegfried Kettling: Vom „freien“ oder „unfreien“ Willen: https://www.youtube.com/watch?v=mgKe3VA1y-M

[16] Westminster-Bekenntnis, Artikel 2.1

[17] C.H. Spurgeon: Das wirksame Sühnopfer: https://www.youtube.com/watch?v=_gK7OOFGap8

[18] Bernhard Kaiser: Die causa secunda als fundamentaltheologisches Problem: http://www.bernhard-kaiser.homepage.t-online.de/downloads/causasecunda.pdf

[19] Dirk Noll: Was ist an dem Römischen Evangelium falsch?: https://der-ruf.info/2019/05/09/was-ist-an-dem-roemischen-evangelium-falsch-artikel-dirk-noll/

[20] Dirk Noll: Was ist Freiheit: https://der-ruf.info/2019/11/26/was-ist-freiheit-die-rueckbindung-an-gott-durch-den-glauben-artikel-dirk-noll/

[21] Auch die Freiheit des Willens

[22] Johannes 8,34

[23] 1.Korinther 1,30

[24] Hebräer 12,14

[25] Römer 1,17

[26] Hebräer 4,12

[27] Dirk Noll: Das zweidimensionale Menschenbild in Galater 5: https://www.youtube.com/watch?v=x-TTHV4QMT4

[28] Berliner Erklärung, Artikel 4

[29] Lateinisch „De civitate dei“

[30] Martin Erdmann: Siegeszug des Fortschrittsglaubens: https://www.amazon.de/Siegeszug-Fortschrittsglaubens-Mystizismus-amerikanischen-Postmillennialismus/dp/1734754109

[31] Martin Erdmann: Der Griff zur Macht: https://www.cbuch.de/erdmann-der-griff-zur-macht.html

[32] Epheser 1,11

[33] Daniel 4,35

[34] Sprüche 16,5

Als PDF-Dokument: https://der-ruf.info/pdf/AUFRUF_2020.pdf


Wir bitten Euch herzlich, liebe Geschwister in Christus, daß Ihr diesen Aufruf weiterleitet!

Die Kommentarfunktion ist exklusiv den hierzu persönlich eingeladenen Brüdern im Lehramt vorbehalten! Alle unautorisierten, missbräuchlichen Kommentare werden nicht freigeschaltet.


 


Pastor Rolf Wiesenhütter (http://irrglaube-und-wahrheit.de/) Stellungnahme:

Aufruf 2020 Stellungnahme Rolf Wiesenhuetter

PDF-link: https://der-ruf.info/wp-content/uploads/2020/06/Aufruf-2020-Stellungnahme-Rolf-Wiesenhuetter.pdf


 

2 Kommentare

  1. Lieber Siegfried,

    ich habe den Aufruf gelesen.

    Obwohl an manchen Stellen die calvinistische Handschrift unübersehbar ist, stimme ich doch im Wesentlichen mit den Aussagen des Aufrufs überein, da sie biblisch begründbar sind.

    Ich könnte mein Ja dazu geben.
    Schalom, Euer Lothar Gassmann

    Dr. Lothar Gassmann, Theologe und Publizist, http://www.L-Gassmann.de

  2. Rolf Wiesenhütter
    Pastor in der Arche Lübeck

    Aufruf 2020

    Dem Aufruf 2020 als Glaubensbekenntnis stimm ich in vollem Umfang zu. Die Zei-chen der Zeit erfordern eine klare Stellungnahme und Richtungsweisung. Dazu meine Gedanken in drei Punkten:

    1. Die Zerstörung des Christentums durch die Politik
    2. Die Zerstörung des Christentums durch die Kirchen
    3. Das Schweigen der Freikirchen

    Die Zerstörung des Christentums durch die Politik.

    Die Altparteien in Bund und Ländern geben sich gegenseitig die Klinken in die Hand, wenn es darum geht, das Christentum verächtlich zu machen. Der Gesund-heitsminister Jens Spahn (selbst homosexuell) verbietet uns Seelsorgern per Gesetz, mit minderjährigen Homosexuellen die unter ihrer Neigung psychisch leiden, zu arbeiten. In Deutschland darf jeder homosexuell leben, das haben wir nicht zu kriti-sieren. Was aber gesetzlich durch eine antichristliche Regierung untersagt wird ist die verfassungsrechtlich garantierte Freiheit auf das Selbstbestimmungsrecht des einzelnen Menschen durch eine staatlich-ideologische Willkür.

    In Sachsen werden durch den Staat Kinder in Obhut genommen, wenn die Eltern gegen die Corona-Einschränkungen verstoßen. Die Eltern werden durch das dortige Kultusministerium regelrecht bedroht. Hier handelt es sich um eine unmenschliche und zutiefst ethisch-moralisch verwerfliche Zwangsmaßnahme oder zumindest de-ren Androhung. Wie die Rückgabe der Kinder organisiert wird, wird, nicht mitge-teilt. So werden intakte Familien völlig willkürlich zerstört.

    Der Corona-Virus scheint Willkommen zu sein, um alle möglichen Gesetze die ur-sprünglich auf der Grundlage christlicher Ethik eingeführt wurden außer Kraft zu setzen. Das Grundgesetz spielt keine Rolle mehr, es wird ein Notstand ausgerufen, wodurch der Willkür bis hin zur Narrenfreiheit Tür und Tor geöffnet wird. Man-gelnde Sachlichkeit, Panikmache, Angst-Erzeugung, Schwarzweiß-Denken und Verweigerung einer offenen Debatte sind die folgen. Wer seinen gesunden Men-schenverstand gebraucht wird als Nazi oder Verschwörungstheoretiker diffamiert.

    Die Linksparteien radikalisieren sich immer mehr und greifen in ungeheuerlicher Weise in die Religionsfreiheit ein. Wer gegen deren Ideologie spricht wird gnadenlos verfolgt. Das schriftgemäße Zitieren durch Pastoren in christlichen Gottesdiensten wird geächtet. Wer die Homosexualität oder gleichgeschlechtliche Ehen als Sünde bezeichnet oder die Maßnahmen betreffs des Corona-Virus kritisiert wird mit Berufsenthebung bedroht, deren Privateigentum und Gemeindeeigentum wird beschädigt und zerstört, ohne dass die Politik eingreift. Linksradikale Straftaten haben offensichtlich in unserem Land nicht stattgefunden.

    In Deutschland findet eine Islamisierung statt, bei der weitestgehend Gesetze und internationale Verträge gebrochen werden. Die Begriffe Humanität und Alternativ- losigkeit werden zur Berechtigung der Gesetzlosigkeit die Politiker verursachen genannt. Gewaltverbrechen werden verschwiegen, die Medien gleichgeschaltet, damit das Volk nicht beunruhigt wird. Wir erleben heute wie sich Gottes Wort vor unseren erfüllt:

    „Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das alles geschehen? 4 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, dass euch nicht jemand verführe. 5 Denn es werden viele kommen unter meinem Namen, und sagen: „Ich bin Christus“ und werden viele verführen. 6 Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt euch nicht. Das muss zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. 7 Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich gegen das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder. 8 Da wird sich allererst die Not anheben..“ (Matth. 24,3-8)

    18 Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, dass der Widerchrist kommt, so sind nun viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, dass die letzte Stunde ist. (1.Joh. 2,18)

    Kriege, Kriegsgeschrei, moralischer Verfall und Pestilenz finden vor unseren Augen statt. Daraus entsteht politische Willkür die von angeblich christlichen Parteien angeführt wird. Unsere Kultur wird zerstört, die biologischen Gegebenheiten außer Kraft gesetzt, unsere Kinder von klein auf in Kindergarten und Grundschule psychisch durch ideologisch-antichristliche Gruppen zerstört, denen öffentlich Pädosexuelle Hintergründe unterstellt werden. Die angeblich christlichen Parteien schützen, die nicht die schützenswert sind, sondern liebäugeln mit denen die Zerstören zur Sicherung der eigenen Pfründe. Dies alles muss geschehen, weil Gott es so angekündigt hat, und kaum jemand tritt mit dem notwendigen Wahrheitsanspruch öffentlich auf. Die Bevölkerung ist weitgehend eingeschüchtert und schweigt um drohende Nachteile zu vermeiden.

    Schon aus diesen Sachständen heraus kommt der Aufruf 2020 zur richtigen Zeit mit den richtigen Argumenten und ist unbedingt zu unterstützen.

    Die Zerstörung des Christentums durch die Kirchen

    Die evangelische und katholische Kirche entfernen sich immer weiter vom Wort Gottes. Auf evangelischer Seite ist man regelrecht Politikhörig. Die neue Religion ist der Zeitgeist. Allem was die Politik an antichristlichem treibt kann diese Kirche etwas Positives abgewinnen und unterstützt fleißig deren zerstörerischem Tun. Der oberste Repräsentant der EKD verneigt sich vor dem Islam und verleugnet das Christentum. Er stellt sich persönlich hinter die Islamisierung in Deutschland, erklärt in der Zeitschrift Idea, wie sehr sein Herz beschwingt ist, wenn er einen Imam predigen hört und verlangt deutschlandweiten Islamunterricht. Millionen Euro an Kirchensteuergeldern wird für den Moscheenbau ausgegeben und der Ratsvorsitzende lässt sich in das Kuratorium für den größten Moscheebau Europas wählen.

    Die evangelische Kirche befürwortet die Homosexualität, führt die Segnung gleich-geschlechtlicher Paare und schließlich deren kirchliche Trauung ein und verteufelt alle, die in diesem Zusammenhang schriftgemäß von Sünde reden. Die biologischen Gegebenheiten von Mann und Frau, die von den linksradikalen Parteien ohne politi-sches Mandat erzwungen werden, sind von den Kirchenfürsten nachvollziehbar. Man gründet ein kircheneigenes Genderinstitut und gibt eine Broschüre mit dem Titel „Genderismus?“ heraus, in der Argumente gegen Kritiker der Geschlechter-gerechtigkeit- und Vielfalt gesucht werden. Wer sich erdreistet Bibelstellen wie Rö-mer 1 zu zitieren, wird verteufelt und bekämpft.

    „22 Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden 23 und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere. 24 Darum hat sie auch Gott da-hingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst, 25 sie, die Gottes Wahrheit haben verwandelt in die Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpfe mehr denn dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.
    26 Darum hat sie auch Gott dahingegeben in schändliche Lüste: denn ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Brauch in den unnatürlichen; 27 desgleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Brauch des Weibes und sind aneinander erhitzt in ihren Lüs-ten und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihres Irrtums (wie es denn sein sollte) an sich selbst empfangen. 28 Und gleichwie sie nicht geachtet haben, dass sie Gott erkenneten, hat sie Gott auch dahingegeben in verkehrten Sinn, zu tun, was nicht taugt.“

    Man kann es kaum fassen, aber die Kirchen setzen genau das um, was Paulus in den Versen 18-20 ausgesagt hat:

    „18 Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alles gottlose Leben und alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten. 19 Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; denn Gott hat es ihnen offenbart. 20 Denn sein unsichtbares Wesen – das ist seine ewige Kraft und Gottheit – wird seit der Schöpfung der Welt, wenn man es wahrnimmt, ersehen an seinen Werken, sodass sie keine Entschuldigung haben. 21 Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert“.
    Die Wahrheit wird dreist in die Lüge verkehrt, und, welche an der Wahrheit festhalten, werden regelrecht verfolgt. Gesetze und Verträge gelten auch hier nicht. Gegen Recht und Ordnung holt man eigenständig immer mehr muslimische Migranten ins Land. Die linksradikale Umweltideologie zerstört die wirtschaftlichen Grundlagen unseres Landes und erntet dafür Beifall von der Kirche.
    In der katholischen Kirche ist es nicht besser, wenn auch anders. Der jesuitische Papst erklärt schriftwidrig, dass Christen die behaupten, ohne die Vermittlung der Kirche eine persönliche Beziehung zu Jesus haben, gefährlich sein und suggeriert damit den bibelkonformen Christen Irrlehre zu betreiben. Der bis kürzlich oberste Repräsentant der katholischen Kirche Marx erklärt in seinem neuesten Buch, das die Menschen nicht Christus, sondern ihrem Gewissen folgen sollen. (https://philosophia-perennis.com/2020/05/28/kardinal-marx-neues-buch/) Damit verleugnet er eindeutig das Bibel-wort nachdem Jesus allein Weg, Wahrheit und Leben ist. Der neue Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Bätzing will, dass künftig schwule und lesbische Paare gesegnet werden.
    „Wie nicht anders zu erwarten, kriechen manche deutsche Bischöfe auch zum Ende des Ramadan am heutigen 24. Mai vor der Koran-Religion zu Kreuze. Wie zu Beginn des Fastenmonats, der mit Fasten nichts zu tun hat, sondern lediglich den Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme auf Sonnenuntergang verschiebt, „dürfen“ wir auch zum Ende des Events zahlreiche Grußbotschaften lesen. Formuliert aus Dankbarkeit für die Existenz jener Ideologie, die in den 1.400 Jahren ihrer Geschichte eine blutige Spur quer durch Afrika sowie weite Teile Asiens und Europas gezogen hat.
    So auch die drei niedersächsischen Bischöfe Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), Wilfried Theising (Oldenburg) und Dr. Heiner Wilmer SCJ (Hildesheim). Die Exzel-lenzen entdecken Parallelen zwischen den Feiern vom Sterben und der Auferstehung Jesu Christi, des jüdischen Pessach-Festes und dem Fastenmonat Ramadan“. (https://philosophia-perennis.com/2020/05/24/deutsche-bischoefe-dankbar-fuer-islam/)

    Ganz offensichtlich verstehen sich die Kirchenfürsten beider Konfessionen als Erfül-lungsgehilfen der Regierung. Die Vereinbarung der Trennung von Staat und Kirche ist so verwischt, dass man sie kaum noch unterscheiden kann. Auch der Genderis-mus ist in der katholischen Kirche eingeschlagen wie ein Blitz. So leugnet der Bischof Bode von Osnabrück das „Mann sein Christi“ und erklärt, Jesus sei als Mensch zu uns gekommen und nicht als Mann. Er stellt damit zugleich die Priesterweihe, die bisher ausschließlich Männer vorbehalten war zugunsten der Frauenordination infrage. Papst Franziskus verurteilt derweil Christen die versuchen, „Ungläubige zu bekehren“. (https://youtu.be/OUuDK1NIzWM) Wörtlich behauptet er hier dass „jeder der evangelisiert, kein Jünger Jesu ist. Damit sind die Grundfeste biblischer Identität vollkommen zerstört und gegen die Verherrlichung von Luzifer ersetzt. (https://www.youtube.com/watch?v=ZNu8nGabFaU) Ebenso empfiehl der Papst, man solle „in Moscheen gehen und Allah anbeten“. (https://annaschublog.com/2018/07/06/papst-franziskus-sagt-christen-sollten-moscheen-besuchen-und-allah-anbeten/)

    Man kann es nicht anders verstehen, als dass die Kirchen auf dem Weg sind, sich selbst auszurotten. Man könnte hier noch unendlich fortsetzen, aber die beispiele sollen genügen um anzuzeigen, dass die Bibel, Gottes Wort in den Kirchen verachtet wird.

    Das Schweigen der Freikirchen

    In den Freikirchen befinden sich angeblich bibeltreue Christen. Offenbar ist dort von Apologetik, der Verteidigung des Wortes Gottes wenig bekannt. Obwohl die Zerstö-rung des Christentums durch Staat und Kirchen in unserem Land unübersehbar ist, schweigt man nicht nur, sondern verbündet sich sogar noch mit diesen Wahrheits-leugnern in der Ökumene. Nach und nach finden die Irrlehren der Kirchen auch in den Freikirchen Akzeptanz. Besonders über die Pfingst- und charismatischen Ge-meinden funktioniert die Verführung vielfach nahezu reibungslos. Man hat sich längst seine eigenen Irrlehren geschaffen, indem man die Wahrheit des Wortes Got-tes zugunsten einer Erfahrungstheologie verlassen, und damit den Heiligen Geist, der von Sünde überführt und in die Wahrheit leitet verdrängt. Die Bibel wird kaum noch gelesen, was smarte „Verkündiger“ mit guter Rhetorik von den Kanzeln posto-lieren, shint sich gut anzuhören und ist damit gleich Gottes Wort. Es wird nichts anhand der Bibel geprüft, sondern übernommen, was nicht des Geistes Gottes ist. Aktuelles Beispiel erleben wir derzeit in Augsburg, wo plötzlich über Nacht ein neuer Stern am charismatischen Himmel erleuchtete. Dass dieser ein promovierter und überzeugter Katholik ist, spielt keine Rolle. Charismatische Floskeln, die zwar nicht korrekt sind, aber sich immer schon gut hören werden vermischt mit katholischer Lehre und Mystik. Man interessiert sich kaum für die Biographie und die das wahre Glaubensgerüst dieses Mannes sondern pilgert gedankenlos zu Konferenzen mit 10000 und mehr teilnehmern.

    Der Bibelschullehrer von der Bibelschule Braake machte sich auf den Weg nach Augsburg um den „Starverkündiger Hartl“ zu interviewen. Dabei kam die unkriti-sche Anerkennung Hartls unter Evangelikalen verdeutlicht, wie wichtig die reformatorischen Grundsätze
     allein die Schrift
     allein aus Glauben
     allein durch Gnade
     allein durch Christus
    wie sie hier im Aufruf 2020 erklärt werden sind, um auf dem biblischen Glaubens-weg zu bleiben und das nötige geistliche Unterscheidungsvermögen zu haben, um nicht solchen immer tückischer werdenden Abirrungen auf den Leim zu gehen. Ge-nau diese biblischen Grundsätze stellt Hartl ebenso wie die Tatsache, dass Jesus der einzige Weg zur ewigen Herrlichkeit ist in Abrede. Gerade dies will er nicht aner-kennen, wirbt aber im Gegensatz dazu für charismatische Prophetie, Kundalini oder „geistliche Kampfführung“. Umrahmt wird das alles mit stundenlangem rockmusik-artigem „Lobpreis. Würde man sich mit diesem Mann beschäftigen, dann käme man zu erstaunlichen Ergebnissen, so z. B. seine Gebetsmystik. Neben der charismatischen Prägung von Hartl ist vor allem sein mystisch-kontemplatives Verständnis von Gebet aus bibeltreuer Sicht kritisch zu beurteilen. In seinen drei Hauptbüchern „In meinem Herzen Feuer“ (SCM Brockhaus 2014), „Gott ungezähmt“ (Herder 2016) und „Einfach Gebet“ (SCM Brockhaus 2016) geht es vor allem um das Thema Gebet. Martin Erhardt hat das Buch rezen-siert:

    „Das Buch ist gefüllt mit mystisch-esoterischen Erlebnissen. Der Autor beschreibt Visionen, ‚meditatives Bibellesen‘ (3 Wochen lang täglich vier Stunden lang einen Psalmvers beten), Gebet als künstlerischen Akt, schildert ‚Power-Erfahrungen‘, stellt die klösterliche Abge-schiedenheit als lehrreich und als begehrenswertes Lebensziel dar, spricht über ‚Jesus-Ecken‘ als Gebetsplatz, über diverse charismatische Praktiken, über Energydrink-Stapeln für Gebetsmarathon, über Totenerweckungen im Namen Jesus usw. Vieles klingt sehr befremdlich und teilweise haarsträubend!“ (http://www.evangeliums.net, ausführlicher in „Bibel und Gemeinde“ 1/2015)

    Hartl schreibt in „In meinem Herzen Feuer“ zum Beispiel auf Seite 212: „… Einübung des Schweigens, der Bibelmeditation, des Lobpreises, des liturgischen Gebets, der beständigen Fürbitte, des 24-Stunden-Gebets, der eucharistischen Anbetung, des Rezitierens oder Singens biblischer Passagen, des hörenden Gebets, des Gebets bei Exerzitien oder auf einer Pilgerreise, des kontemplativen Gebets, des Jesusgebets — all das sind Formen, die den Beter Unterschiedliches lehren.“ Die Gebets-„Übungen“ in seinem Buch „Einfach Gebet“ sind teilweise so körperbetont und rituell-technisch („Schritt 1, Schritt 2, Schritt 3“ …), dass sie an Anleitungen für Fitness-Workouts erinnern. Naturwahrnehmung, Körperhaltung und Atmung sollen trainiert werden, um „achtsam“ für Glaubenswahrheiten und den Heiligen Geist im eigenen Körper zu werden. Aber nach meinem Verständnis der Bibel ist der Heilige Geist weder bei noch so viel Achtsamkeit körperlich spürbar, noch wohnt er in jedem Leser von Hartls evangeliumsfreien Buch. Statt dem Evangelium lehrt Hartl gebetsmagische Übungen als Weg in die Gemeinschaft mit Gott.

    Hier werden Erfahrungen gemacht, die dem Wort Gottes eklatant widersprechen. Da aber viele Freikirchler von der Art der Meinungsbildung, die diese Veranstaltungen natürlich befördern so überzeugend klingen, ersetzen diese Veranstaltungen mit ihren Inhalten das Wort Gottes in den Köpfen der „Gläubigen.“ Die endzeitliche Verführung wird nicht erkennt. Aus der Distanz betrachtet muss man das hier Beschriebene von Staat, Kirchen und Freikirchen vielfach als antichristlich bezeichnen. Zugleich erfüllt sich hier das Bibelwort, dass in der Endzeit viele Christen vom Glauben abfallen werden.

    Schlusswort:

    Der Aufruf 2020 kommt zur richtigen Zeit. Er ist der Weckruf an eine verweltlichte und verführte Christenheit. Zugleich ist der ein Plädoyer für die Umkehr zu bibli-schem Glauben und zur Abkehr von religiöser Besserwisserei. Mit der sogenann-ten „Aufklärung“ hat die Zerstörung des Christentums begonnen und ist heute bereits soweit fortgeschritten, dass selbst Theologen und Theologieprofessoren nicht mehr an eine inhaltliche Umkehr zu Gottes Wort glauben. Ich schreibe die-sen Text gerade an Pfingsten und möchte mit meinen Glaubensbrüdern zur Selbs-treflektion und Korrektur des Einzelnen aufrufen. Der Aufruf 2020 ist ein klarer Aufruf und ein klares Bekenntnis zur Umkehr. Der Heilige Geist, an Pfingsten ausgegossen ist uns nicht gegeben um zerstörerische Ideologien, falsche Religio-nen oder charismatische Wahnvorstellungen anzuerkennen, sondern um dem zu Vertrauen die Wahrheit selbst ist, unserem Herrn Jesus Christus. Dann wird der Heilige Geist uns in die Wahrheit leiten, den Plan Gottes erhellen und uns mutig machen, gegen alle Widerstände für den wahrhaftigen christlichen Glauben in aller Deutlichkeit einzustehen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.