Aufruf gegen falsche Prognosen (Dr. Martin Erdmann) / Vorbemerkung: Kristallkugel (Siegfried Schad)

Bildquelle: https://www.flickr.com/photos/manoftaste-de/9483602817 (creative-common-Lizenz)

Vorbemerkung: Kristallkugel (Siegfried Schad)

Liebes Geschwister in Christus,

gell, Du möchtest auch keinen Blick in eine Kristallkugel werfen um Künftiges zu erfahren … (ich muss Dich aber jetzt doch etwas schockieren!) … Dann lasse auch bitte ab, Verkündigern zuzuhören, die z.B. mit DER WELT AM SONNTAG, oder der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) in der Hand biblische Prophetie auslegen möchten und z.B. Israel bereits von ISIS od. IS (Islamischem Staat) überrannt und erobert sahen … die Selben übrigens, die gerne über Verschwörungstheoretiker sprechen und allen Narrativen der Medien und Politik anheim fallen … war ich deutlich genug? (Wenn nicht, dann kannst Du mich gerne in einer persönlichen Zuschrift fragen).

Das Bild der Kristallkugel, das ich in diesem Zusammenhang als Bild für verzerrte, unbiblische Auslegung der biblischen Prophetie wählen möchte, kann nur Eingang finden wenn wir keine gesicherte historische Überlieferung haben.    (Nachdenkpause …)

Ich muss an dieser Stelle auch sagen: Nein, ich stehe heute in keinem regelmässigen Austausch mehr mit Dr. Martin Erdmann … ich will auch seine Erkenntnisse keineswegs missbrauchen, sondern als sehr wichtige Impulse werten … aber, ich gehe mit meinem neuen Blog (fortschrittsglaube…), deutlich über das hinaus, was Dr. Erdmann aus einer anderen Perspektive anschneidet (Zitat s.u.) „Geschichtsverfälschung behindert eine gute Prognose“ … und ich ergänze in seinem Sinne: … Geschichtsverfälschung behindert auch eine bibeltreue und somit gesunde Eschatologie!

Zwischenbemerkung: Damit möchte ich der Wahrhaftigkeit wegen  und der Liebe zu Christus dem Herrn und dem Bruder (Dr. Erdmann) auch sagen: Macht ihn nicht (evtl.) dafür verantwortlich, welche Schlüsse ich aus seinen Schriften ziehe.

Liebe Geschwister in Christus, das Mass der Lügen, das Fass aller Verdrehungen in dieser Welt ist derart gross und voll, dass es jeden und jeden Bereich dieser Welt besudelt … meine (radikale) These lautet: Es gibt keine zuverlässige Wissenschaft auf dieser Welt und was die Menschheitsgeschichte anbelangt verfolge ich eschatologisch den Versuch eines Nachweises, dass weder ein Präterismus, noch der weithin etablierte Futurismus, eine Gültigkeit haben, denn entsprechend dem biblischen Wort Gottes, historischen Indizien und Beweisen die unleugbar sind, ist ein (eschatologischer) Historismus, nämlich einem Gott, der nie schwieg, der zu allen Zeiten über die Menschheit schwere Gerichte (Siegel- und vielleicht auch bereits Posaunengerichte) übte das nahe liegende. Es ist satanisches Wirken, dass sogar die wichtigsten Ereignisse der Menschheitsgeschichte der letzten 200 – 300 Jahre verdunkelt wurden. Es gibt unleugbare Beweise, dass es fast sintflutartige, in jedem Fall kontinental übergreifende Katastrophen, verschiedenster Art alleine in den letzten 400 Jahren gab, die von den Geschichtsschreibern, Geologen, Kartographen etc., etc., etc. verborgen wurden … vor ca. 300 Jahren blühte die Sahara, es gab viele Flüsse und Siedlungen … was war geschehen? … im gleichen Kontext: Eichen werden über 1.000 Jahre alt, andere Bäume können auch sehr alt werden … Frage: Warum gibt es fast nur junge Bäume, warum gibt es weltweit kaum Bäume die älter als 200 Jahre alt sind?  (siehe biblische Prophetie! … ein Gerichts-Kontinuum, nicht etwa nur zu biblischer, alttestamentarischer Zeit, oder exklusiv nur in der Zukunft!!!) 

Wieviel geschmolzenes Gestein gibt es auf der ganzen Welt, das nicht durch die falschen Interpretationen der Geologen gerechtfertigt werden kann, sondern deutlichst auf Kataklysmen hinweisen, die Bauwerke zu Wachs werden liessen …

Du kannst mich für einen Spinner halten, meinetwegen … aber prüfe es bitte einmal selber nach! ( siehe 5 Videos der verschiedensten Plätze auf der Welt … und es gibt noch viele mehr davon, das ist nur ein Auszug … auf meinem Video-Kanal https://odysee.com/@out_of_the_blue:c melted buildings )

Aufruf gegen falsche Prognosen (Dr. Martin Erdmann)

(Quelle: Dr. Martin Erdmann https://veraxinstitut.ch)

Ist es nicht vermessen zu behaupten, man wisse, was in der Zukunft geschehen wird? Sobald jemand dies in allem Ernst behauptet, erhebt sich sofort der Einwand, dass niemand weiß, was in der Zukunft geschehen wird. Ein Christ würde dem wohl noch hinzufügen, dass es alleine Gottes Vorrecht ist, die Zukunft zu kennen. Sicherlich, ein unfehlbares Wissen über die Zukunft ist niemandem außer dem allwissenden Gott möglich. Die Frage stellt sich dennoch: Ist ein ungefähres Wissen über zukünftige Ereignisse möglich? Jeder Mensch ist sich dessen bewusst, dass die Kenntnis über Geschichtliches oder Zukünftiges immer mit gewissen Fehlern behaftet ist. In dieser eingeschränkten Bedeutung wird der Begriff „Erkenntnis“ im Sprachgebrauch jedoch oft verwendet. Wenn jemand behauptet, etwas über die Zukunft zu wissen, dann meint er nicht wirklich, minutiös über zukünftige Begebenheiten informiert zu sein. Die Möglichkeit, dass sich morgen ein Ereignis ganz anders entwickeln wird, als man sich dies heute vorstellt, ist immer gegeben.

 

Prognosen sind lebensnotwendig

 

In diesem Zusammenhang gibt es noch eine andere Frage, die gestellt werden muss. Ist es nicht wichtig, ja lebensnotwendig, zu einer richtigen Antwort über künftige Ereignisse zu kommen? Bemühen sich nicht gerade Unternehmer, Volkswirtschaftler, Politiker und Militärstrategen ständig darum, eine Prognose über zukünftige Entwicklungen zu machen? Das Fremdwort „Prognose“ bedeutet sogar umgangssprachlich „Vorherwissen“. Wenn sich ein Unternehmer eine falsche Vorstellung über das zukünftige Kaufverhalten seiner potentiellen Kunden macht, wird er die Produktion von bestimmten Konsumgütern nicht kostengünstig planen können, um einen Profit aus ihrem Verkauf zu erzielen. Ein Politiker muss sich Gedanken machen, welche Wunschvorstellungen die Bürger über die Zukunft haben, um die Mehrheit der Wahlstimmen für sich zu gewinnen. Wenn sich ein Theologe weigert, über die prophezeiten Zustände der Endzeit zu sprechen, kommt er einer seiner wichtigsten Aufgaben, die biblische Lehre von den zukünftigen Dingen zu erläutern, nicht nach.

Das Bestreben und Bemühen eines jeden Menschen ist, die Zukunft so gut wie möglich vorherzusagen. Das Wohlergehen der gesamten Erdbevölkerung hängt davon ab, dass sich jeder heute die Frage stellt, was das Morgen bringen wird. Intuitiv machen dies wohl die meisten Menschen permanent. Ein Beispiel: Eine Person gibt einen erheblichen Teil ihres Besitzes einer Bank, weil sie davon ausgeht, dass diese auch morgen noch im Geschäft sein wird. Die Erwartung ist, dass die Bank in einigen Wochen oder Monaten einen Gewinn für das deponierte Geld bezahlen wird. Weiß man mit absoluter Sicherheit, dass diese Bank morgen noch die Türen offen haben wird? Nein. Aber die Person sagt sich, dass sie gestern (also im Rückblick auf die Geschichte) existierte und deshalb wohl morgen auch noch im Geschäft sein wird (Prognose). Die Person „weiß“ dies deshalb, weil sie sich die Daten der bisherigen Wirtschaftsentwicklung angesehen hat und zur Überzeugung gekommen ist, dass in der nahen Zukunft kein Wirtschaftszusammenbruch bevorstehen wird. Ansonsten würde sie ihr gesamtes Geld sofort vom Bankkonto abheben. Verallgemeinert kann man sagen: Wenn niemand einen Gedanken über die Zukunft verschwenden würde, käme sofort alles Geschäftetreiben zum Stillstand. Jeder Mensch müsste verhungern.

Zu beachten ist, dass auf die Frage, was morgen oder in einer Woche geschehen wird, immer nur eine Teilantwort gegeben werden kann. Der Mensch ist nicht allwissend. Deshalb gibt es Historiker, die eine geschichtlich informierte Teilantwort geben, und Philosophen, die eine ideologisch gefärbte vorlegen. Ob diese unterschiedlichen Antworten jeweils richtig oder falsch sind, entscheidet sich erst in der Zukunft; denn die Zukunft wird wieder zur Geschichte, anhand derer man vorherige Teilantworten auf ihre Richtigkeit hin überprüfen kann. Ohne die Geschichte zu kennen, ist alles menschliche Wissen über die Zukunft unmöglich. Man läuft wie ein Blinder durch die Landschaft, ohne die Hilfe eines Sehenden in Anspruch nehmen zu können, der das Ziel vor Augen hat.

 

Geschichtsverfälschung behindert eine gute Prognose

 

Erschwert wird diese Aufgabe des Prognostizierens, die ein absolutes Muss des Lebens ist, durch die bewusste Verfälschung der Geschichte. Jemand, der eine falsche Version der Vergangenheit als Wahrheit annimmt, wird im Hinblick auf die Zukunft eine Prognose treffen, die ihn in die Irre führen wird. Somit ist er den Geschichtsverfälschern hilflos aufgeliefert, die ihn ihrer Absicht entsprechend gnadenlos ausbeuten.

 

Die eigentliche Bedeutung meiner Bücher

 

Neben dem geistlichen Wert ist die eigentliche Bedeutung meiner Bücher, dass ich mir enorm Mühe gebe, den Lesern eine möglichst wahrheitsgetreue Geschichtsversion vorzulegen, dass sich diese eine bessere Vorstellung über die Zukunft machen können. Dasselbe, was ich soeben über Geschichte gesagt habe, trifft in einem noch viel wichtigeren Sinne auf die Theologie zu. Dazu gebe ich folgendes Beispiel: Wird es ein buchstäbliches Tausendjähriges Reich in der Zukunft geben? Ja. Wieso? Weil es die Bibel so vorhersagt. Und warum liegen die Amillennialisten (es gibt kein zukünftiges Tausendjähriges Reich) und Postmillennialisten (Christus herrscht nicht im Tausendjährigen Reich, sondern kommt erst, wenn der Mensch paradiesische Zustände errichtet hat) mit ihrer jeweiligen Version des Tausendjährigen Reiches falsch? Weil der biblische Text, wörtlich ausgelegt, eine völlig andere Antwort gibt. Amillennialisten und Postmillennialisten geben frei und offen zu, dass sie eine völlig andere Auslegung und Schlussfolgerung haben, dennoch verharren sie in ihrer Meinung, weil sie ein wörtliches Verständnis der Passage in Offb. 20,1-10 ablehnen. Der theologische Unterschied wird nicht vom Text selbst vorgegeben, sondern beruht auf einer anderen Methode der Auslegung. Wenn man nun diese oder jene Auslegungsweise anwendet, zieht das gewaltige Konsequenzen für das eigene Leben und für den Verlauf der Weltgeschichte mit sich, denn die Politik wird – rein menschlich gesehen –, wie ich in fast allen meinen Büchern aufzeige, von Postmillennialisten bestimmt. Ob sie sich selbst so sehen oder nicht, spielt keine Rolle; es ist unbestreitbar so.

 

Meine akribische Recherche deckt Verfälschungen auf

 

Die in meinen Büchern vermittelten Erkenntnisse über geschichtliche und theologische Wahrheiten sind deshalb so ganz anders als die, die allgemein gegeben werden, weil ich mich bewusst gegen die Verbreitung von Verfälschungen stelle, die man in vielen Geschichts- und Theologiebüchern findet. Unsere gegenwärtige Zeit ist besonders davon gekennzeichnet, die Menschen von allen Ecken und Enden propagandistisch zu beeinflussen. Im politischen Bereich dient die Propaganda dazu, die gesamte Bürgerschaft quasi willenlos der Staatsgewalt zu unterstellen, um sie den Zielen der Mächtigen im Lande dienstbar zu machen. Auch das zeigt die Geschichte.

 

Um das Gesagte auf einen Nenner zu bringen: All mein Tun ist besonders im Schreiben akribisch recherchierter Bücher darauf ausgerichtet, den Lesern eine gute Ausgangsbasis zu geben, die Zukunft besser vorherzusagen, eben Orientierung über das Heute und Morgen zu geben.

(Dr. Martin Erdmann)


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Freiheitliche Grundlage der modernen Welt (Dr. Martin Erdmann) / Vorbemerkung (Siegfried Schad)

Vorbemerkung (Siegfried Schad)

Liebe Geschwister in Christus,

es kommt nicht einfach so, oder von ungefähr, dass ich jetzt einen etwas älteren Artikel von Dr. Martin Erdmann behandele … (ein weiterer Artikel von Dr. Erdmann folgt im gleichen Kontext).

Seit 3 Jahren erleben wir einen Entzug von bürgerlichen Freiheiten, wie er zuletzt im Nationalsozialismus stattfand. Beispiel Deutschland: Am 21.11.2020 wurden im Zuge der Seuchenbekämpfung die garantierten Bürgerrechte der sogg. freiheitlich-demokratischen Grundordnung des deutschen Grundgesetzes, die Garantie einer körperlichen Unversehrtheit, den Bürgern entzogen!

Uns beschäftigt heute weniger die Frage, wie es zu dieser Entgleisung kam, sondern viel mehr woher die Freiheit während einem Feudalismus, der Inquisition, in Folge der Allmacht der katholischen Kirche kam … die Antwort lautet: Die Reformatoren schafften die Fundamente einer freiheitlichen Grundlage der Gesellschaften.

Zum besseren Verständnis: Wenn wir uns Gesellschaften anschauen die von der Reformation unberührt blieben, dann sehen wir feudale Strukturen, in der Folge mangelhaftes Menschenrecht, Rückständigkeit in vielen gesellschaftlichen Bereichen der Versorgung und Prosperität. In jenen Ländern in denen das calvinistische Credo „bete und arbeite“ galt, sehen wir im Ansatz viel mehr  freiheitliche Elemente und Wohlstand. Dass Letztere nun geraubt werden, ist eine unübersehbare Folge einer entchristlichten Welt, die nicht betet und der modernen Philosophie eines Wohlstandes geschuldet der ohne Schweiss und Mühe erreicht werden soll – Stichworte, wie von den Zinsen leben, oder ein bedingungsloses Grundeinkommen, sind nur wenige von mehreren Aspekten, die eine arbeitsscheue und gesetzlose Gesellschaft aufzeigen.

Es waren die Reformatoren, die Gottes Gnade bewirkten – oder viel besser (umgekehrt): Es war Gottes Gnade, die die Reformatoren anfachten, zudem auch Grundlagen einer freiheitlichen Ordnung zu legen.

„Wenn Gott eine Nation richten möchte, gibt er ihnen böse Herrscher“ (Johannes Calvin)

 


Freiheitliche Grundlage der modernen Welt (Dr. Martin Erdmann)

(Quelle: Dr. Martin Erdmann https://veraxinstitut.ch)

Als Literat hat Johannes Calvin Großartiges geleistet. Er hat sich aber auch in praktischer Weise für die Sache der Reformation eingesetzt. Getrieben von einem glühenden Eifer für die Verwirklichung biblischer Grundsätze, stürzte sich Calvin in das Getümmel religiöser, politischer und persönlicher Auseinandersetzungen. Angesichts zahlreicher Rückschläge bewies er ein erstaunliches Maß an Ausdauer und Entschlossenheit, seine Ideale nie aufzugeben oder sich mit einer halben Sache zufrieden zu geben. Bedauerlich ist, dass man sich heutzutage der gewaltigen Leistungen, die der Genfer Reformator über die theologische Arbeit hinaus in der gesellschaftlichen und politischen Arena vollbracht hat, nicht bewusst ist. Nicht nur die Politik einer einzigen Stadt veränderte Calvin, sondern die aller Nationen in Europa, ja letztlich die der ganzen Welt, ohne dass der Reformator dies beabsichtigte. Sein hauptsächliches Augenmerk richtete er auf die theologischen und kirchlichen Probleme seiner Zeit.
 
Die erstaunlichen Folgen der Kirchenzucht
 
Er bündelte eine geistlich-moralische Kraft, die so groß und durchschlagskräftig war, dass sie der politisch auf verlorenem Posten stehenden und von übermächtigen Feinden umringten Reformationsbewegung zum Sieg verhalf: Calvin rettete die Reformation vor der Vernichtung und bewahrte dadurch Europa vor dem Untergang. Der Genfer Reformator setzte in der französischen Schweiz eine Reformation in Gang, die solch gewaltige Kräfte entfesselte, dass sie in aller Welt spürbar wurden und sich bis auf den heutigen Tag bemerkbar machen. Das Tragische ist, dass man am wenigsten an Calvin denkt, wenn die Vorzüge einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung zur Sprache kommen. Als Calvin nach Genf kam, merkte er sofort, dass das Evangelium dort zwar verkündigt wurde, die Kirche aber noch weit vom biblischen Ideal entfernt war. Seiner Meinung nach war das Kennzeichen einer wahren Kirche nicht nur die Verkündigung des Evangeliums, sondern dessen bewusste und gewissenhafte Befolgung. Seine Rolle als Reformator sah er darin, als Erster darauf zu drängen, die evangelische Kirche zu dem werden zu lassen, was sie vor den Augen der Welt gemäß der Vorgabe der Heiligen Schrift darstellen sollte. Das geeignete Mittel, mit dem Calvin sein hochgestecktes Ziel erreichen wollte, war nicht die Sonntagspredigt, die Unterweisung oder der Moralappell, sondern die Kirchenzucht. Es überrascht vielleicht, dass die Kirche erst angefangen hat, sich nach biblischen Maßstäben im Ablauf des Gottesdienstes auszurichten und auf moralische Reinheit im Lebensvollzug der Kirchenmitglieder bedacht zu sein, als Calvin vor mehr als vier Jahrhunderten auf die konsequente Durchsetzung der Kirchenzucht in Genf bestand.
 
Befreiung der Kirche aus der Umklammerung des Staates
 
Die ordnungsmäßige Durchführung des Gottesdienstes, besonders im Abklären der Frage, wer am Abendmahl teilnehmen darf und wer nicht, stand bei der Kirchenzucht im Mittelpunkt. Eine reine Kirche bedeutete ihm viel; die ihm nachfolgenden reformierten Theologen und Pfarrer hoben ebenfalls die Kirchenzucht als eines der grundlegenden Merkmale der wahren Kirche hervor. Calvins Anliegen war sicherzustellen, dass die sich für Christen ausgebenden Menschen auch tatsächlich gläubig waren. Was er keineswegs wissen konnte, waren die gewaltigen Folgewirkungen in anderen Bereichen als den kirchlichen, die sich aus der Anwendung dieses Prinzips ergaben. Wir haben der Kirchenzucht eine freie Kirche in einem freien Staat zu verdanken. Calvin befreite die Kirche aus der politischen Umklammerung des Staates. Nicht die im Lande regierende Obrigkeit war von Gott dazu bestimmt worden, die internen Angelegenheiten der Kirche zu regulieren und die höchste Autorität in den Glaubensfragen der Christen zu sein, sondern dem König Jesus Christus gehört die Regentschaft in seiner Kirche.
 
Beschränkung von Christi Herrschaftsanspruch auf die Kirche
 
Dass Calvin diesen Herrschaftsanspruch Christi bewusst und ausschließlich auf den Bereich der Kirche beschränkte, ist in unserer Zeit besonders wichtig zu beachten. Die Postmillennialisten sind nicht berechtigt, sich auf Calvins vermeintlichen Einfluss auf die Regierung in Genf zu berufen, um ihren eigenen Anspruch auf weltpolitische Macht zu erheben. Calvin führte nicht die Zensur der privaten und öffentlichen Moral in Genf ein. Diese Zensur – oft engherzig, überspitzt und tyrannisch – wurde in allen ähnlich konstituierten Städten Europas praktiziert. Sie gehörte zu der üblichen Reglementierung der Bevölkerung durch die örtlichen Ordnungskräfte. Das einzige Argument, das wir gelten lassen in Bezug auf Calvins Rolle in dieser Zensur, ist, dass er bestrebt war, seinen geistlichen Einfluss zum Wohle der Stadtbewohner auszuüben. Sein Anliegen war, eine gewisse Ordnung in die willkürliche Einsetzung der zivilen Vorschriften zu bringen. Dies war sicherlich eine nötige und positive Leistung. Nie bekleidete er ein öffentliches Amt oder übte politische Macht in Genf aus. Selbst die Stadtbürgerschaft wurde ihm erst gegen Ende seines Lebens erteilt. Wie in so vielem, was man mit dem Lebenswerk Calvins an voreingenommenen Ansichten verbindet, beruht der Vorwurf diktatorischer Herrschaftsallüren des Reformators nicht auf historischer Wahrheit, sondern auf einer böswilligen Interpretation bestimmter Fakten über die herrschenden Sitten der damaligen Zeit, die von Calvin weder hervorgerufen noch befürwortet wurden. Oft fehlt das geschichtliche Wissen über dieses einzigartige Werk Calvins gänzlich, oder es wird mit dem Mantel des Schweigens umhüllt, sofern man darüber Bescheid weiß. Mit Recht kann behauptet werden, dass jeder Schweizer, ja unzählige Menschen auf der ganzen Welt, noch heute einen unmittelbaren und persönlichen Vorteil aus Calvins Wirken ziehen.
 
Die Kirche kümmert sich um ihre eigenen Angelegenheiten
 
Die Grundlage seiner Ansicht über die Kirchenzucht legte er schon in der ersten Ausgabe der Institutio im Frühjahr 1536 dar. Als Calvin im gleichen Jahr nach Genf kam, verlor er keine Zeit, um sie in die Tat umzusetzen. 1537 legte er dem Stadtkonzil ein mit den Namen aller Genfer Pfarrer unterschriebenes Dokument vor, indem er das neue Verständnis über die Kirchenzucht zusammenfasste. Das herausragende Merkmal der darin festgehaltenen Prinzipien war nicht das Element der Züchtigung, sondern das der kirchlichen Freiheit. Es wurden drei Punkte vorgeschlagen: Erstens sollte man sicherstellen, wer von den Bewohnern der Stadt wünscht, Mitglied der Kirche Jesu Christi zu sein. Dafür sei es notwendig, ein Glaubensbekenntnis vorzubereiten. Zweitens sollten die Kinder in den Lehren des Glaubens unterwiesen werden. Und drittens sollten bestimmte Personen, die einen guten Ruf unter den Gläubigen besäßen, unbestechlich seien und eine ausgeglichene Gemütsverfassung hätten, als Aufseher ausgewählt werden. Diese würden beauftragt werden, das Verhalten der Kirchenmitglieder zu beobachten, sie zu beratschlagen und zu ermahnen sowie die Aufmerksamkeit der Pfarrer auf die Starrköpfigen zu lenken. Wenn die Letzteren sich als nicht korrigierbare Fälle erweisen sollten, müssten sie so angesehen werden, als seien sie aus der Gemeinschaft der Christen ausgestoßen worden. Als Zeichen der Exkommunikation diene das Verbot der Teilnahme am Abendmahl; auch müssten sie den übrigen Gläubigen als solche benannt werden, mit denen man keine Gemeinschaft mehr pflegen dürfe. Dank dieser Anordnungen der Kirchenzucht wurde Calvin zum Gründer der protestantischen Kirche. Calvin wollte nicht in die polizeilichen Verordnungen der Zivilgewalt eingreifen; in ihrem eigenen Machtbereich würde die Obrigkeit weiterhin die Regierungsaufgaben wahrnehmen wie bisher. Aber der Kirche müsse es freigestellt werden, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
 
Anwendung des Prinzips der Freiheit auch in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
 
Der Genfer Stadtrat gestand Calvin 1537 noch nicht zu, worum er bat. Stets war er bereit, in der Verteidigung und Durchsetzung dieses Prinzips, Leiden und Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen. Konkret wird dies 1538 sichtbar, als das Scheitern des Antrages der Einführung kirchlicher Zucht zu seiner Verbannung führte. Selbst als er 1541 aus seinem Exil nach Genf zurückkehrte, verweigerte man ihm die Erfüllung seiner Bitte. Calvin kämpfte unaufhörlich weiter. Erst 1555, also 14 Jahre nach seiner Rückkehr und 18 Jahre nach der ersten Niederschrift in der Institutio, bewilligte der Stadtrat in Genf der Kirche die Zuerkennung ihrer geistlichen Freiheiten. Jede protestantische Kirche, die in aller Freiheit die Aufgaben einer Kirche Jesu wahrnehmen kann, verdankt dies dem unermüdlichen Drängen Calvins auf Kirchenzucht. Das Prinzip der Freiheit, das hier zum ersten Mal im Bereich der Kirche angewandt wurde, setzte sich allmählich in vielen anderen Bereichen des Gemeinwesens durch, so dass sich Institutionen bildeten, die einen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Liberalismus im besten Sinne des Wortes – im biblischen Sinne – hervorbrachten. Die Grundlage für die moderne Welt, in der wir leben, wurde durch Calvin gelegt. Man sollte sich stets bewusst sein, dass die Zuerkennung eines staatsbürgerlichen Rechts der reformatorischen Durchsetzung der Kirchenzucht zu verdanken ist.

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