Lehre trennt, Liebe eint …?! (Benedikt Peters)

(Quelle: www.soundwords.de)

BePe

Benedikt Peters

Inhalt

Gott ist ein Lehrer

Ein Schlagwort

Wir brauchen Lehre

Lehre trennt

Lehre eint

Ohne Lehre wächst nichts

Ohne Lehre hält nichts

Die Lehre und die Endzeit

Der Engländer William Ames (1576-1633) schrieb in seiner sehr knappen und prägnanten systematischen Theologie „The Marrow of Theology — Das Mark der Theologie“ als allerersten Satz: „Theologie ist die Lehre darüber, wie man Gott lebt.“

Alle wahre Gotteslehre, will dieses Ziel erreichen: „Haltet euch dafür … dass ihr Gott lebt.“ Die biblische Lehre lehrt uns, wer Gott ist. Erkennen wir Ihn, fürchten wir Ihn, lieben wir Ihn und gehorchen wir Ihm. Gotteserkenntnis führt zu einem Leben gemäß Titus 2,12-14.

Das ist der erste und höchste Grund, warum wir Lehre brauchen. Hier lernen wir Gott kennen, und das lehrt uns, Gott zu leben. Die Bibel lehrt uns, wer Gott ist, der Urheber und Erhalter aller Dinge. Sie lehrt uns, wer der Erretter und Vollender der Gläubigen ist. Kann es etwas Wichtigeres geben, als Gott zu erkennen? An der Erkenntnis Gottes hängt alles.

Erkennen wir Ihn, erkennen wir uns selbst. Erkennen wir Ihn, erkennen wir auch Seine Werke, Sein Heil, Seine Ratschlüsse, und damit erkennen wir auch unsere Pflicht und unsere Bestimmung.

Gott ist ein Lehrer

Elihu stellt diese Frage: „Wer ist ein Lehrer wie er?“ (Hiob 36,22). Als Gott zum ersten Mal ein ganzes Volk zu Seinem Eigentum berief, begann Er es zu lehren. Darum gab Er ihm das Gesetz, oder „die Lehre“, wie man das hebräische Wort Thora besser übersetzen sollte.

Als der Sohn Gottes auf die Erde kam, um Menschen zu Sich zu rufen und zu Gott zu führen, verbrachte Er die weitaus meiste Zeit Seines Dienstes damit, das Volk zu lehren. Er lehrte auf den Hügeln (Mt 5,1), Er lehrte in den Ebenen (Lk 6,17); Er lehrte auf den Straßen (Lk 13,22.26); Er lehrte in den Synagogen (Mt 13,54); Er lehrte täglich im Tempel (Mt 26,55; Joh 18,20); Er lehrte die Jünger im Verborgenen (Joh 13-16).

Ein Schlagwort

Es wird behauptet: „Lehre trennt, Liebe eint.“ Damit will man Lehre abwerten. Es ist auffällig, wie die evangelikale Christenheit seit wenigen Jahrzehnten immer unwilliger über Lehre nachdenkt, Lehre verteidigt und falsche Lehre bekämpft. Das ist ein Zeichen von geistlichem Niedergang. Wofür man nicht kämpfen mag, hält man nicht für so wertvoll, dass es den Kampf lohnt. Lehre ist unwichtig geworden.

Bekanntlich waren die ersten Jahrhunderte der Kirche auch die Jahrhunderte der leidenschaftlichen dogmatischen Kämpfe. Lehre war wichtig; man wusste, dass das unverfälschte Evangelium das Leben der Kirche war. In der Reformation wurde biblische Lehre wiederum zum Lebenselement der christlichen Kirche. Lehrpredigt und Katechismus (= griechisch für Unterweisung) verwehten die Weihrauchwolken und verdrängten die Heiligenverehrung. Alle nachfolgenden Erweckungen waren Bibelerweckungen. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte das die protestantische Christenheit.

Inzwischen aber regiert die Maxime, Lehre trenne nur, Liebe eine hingegen. Dass solche Schlagworte ausgegeben werden, erstaunt nicht; dass Christen sie aufgreifen und weiterreichen, das erstaunt. Es ist ein ganz gottloses Wort. Wir wissen, dass alle gute Lehre von Gott kommt; ebenso wissen wir, dass alle wahre Liebe von Gott kommt.

Er hat uns das Wort des Heils gesandt durch Seine Propheten, Seine Apostel und durch Seinen Sohn. Er hat uns Seine Liebe ausgegossen in unsere Herzen (Röm 5,5). Wenn Lehre und Liebe beide von Gott kommen, dann gibt es keine Liebe ohne Lehre. Wenn wir also mehr Liebe wollen, müssen wir auch mehr gute Lehre wollen. Niemand behauptet, Lehre allein genüge. Wir wissen alle, dass zur Lehre der Glaube und der Gehorsam und die Liebe kommen müssen. Aber ohne die Lehre wird es weder Glauben noch Gehorsam noch Liebe je geben können. Das bedeutet:

Wir brauchen Lehre, denn die Lehre ist das Fundament

Gott ist Licht (1Joh 1,5) und Gott ist Liebe (1Joh 4,16), beides in vollkommener Weise. Gottes Wort und Gottes Wahrheit, Gottes Evangelium und Gottes Heilslehre — das ist das Licht, das alle Finsternis vertreibt; das ist das Schwert, das zwischen Gott und Mensch, zwischen Himmel und Erde, zwischen Tag und Nacht, zwischen Geist und Fleisch scheidet (Heb 4,12). Dieses Schwert richtet das Haus Gottes (Off 1,16), und dieses Schwert wird alle Mächte der Welt richten (Off 19,15). Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in Ihm. Der gleiche Gott, der in Seiner Wahrheit unbeugsam und dessen Lehren unerbittlich sind, ist Liebe — vollkommene Liebe, unbeschreibliche Liebe. Lehre und Liebe gehen Hand in Hand. Lehre ohne Liebe ist Menschenlehre; und die mag wohl trennen. Aber das tut Gottes Lehre nicht. Und Liebe ohne Lehre ist Schwärmerei oder Humanismus; auf alle Fälle nicht Christentum. Gute Lehre nährt die Liebe zu Gott und den Heiligen. So weisen wir dieses dumme Schlagwort, Lehre trenne, Liebe hingegen eine, mit aller Entschiedenheit von uns. Es ist ein Schlagwort, das der Abgrund gezeugt, eine christuslose Kirche in ihrem Schoß ausgebrütet und der postmoderne Geist gierig aufgeschnappt hat. Hören wir, was der Apostel den Kolossern schreibt: „… wenn ihr in dem Glauben gegründet und fest bleibt und nicht abbewegt werdet von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt“ (Kol 1,23).

Wir müssen in der Glaubenslehre gegründet bleiben. Sonst werden wir abkommen von der Hoffnung des Evangeliums. Wie aber sollen wir gegründet bleiben, wenn wir die Lehre vernachlässigen? Die Lehre ist ja der Grund, und wir werden gegründet, indem wir die Lehre lernen und lehren.

Lehre trennt

Lehre trennt, in der Tat. Gute Lehre trennt von bösen Lehren, gute Lehre trennt von bösem Umgang. Der Apostel sagt das in 2. Korinther 6,14-18:

„Zieht nicht am ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ,Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.‘ Darum geht aus ihrer Mitte aus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“

Das ist aber ein ganz unbeliebtes Schriftwort. Könnte es sein, das wir unheiligen Umgang lieben? Dass wir darum das scharfe Schwert der Lehre nicht mögen? Sollte das einer der Gründe sein, warum in uns allen ein verborgener Aberwille gegen klare und verbindliche Lehre haust?

Gute Lehre bewahrt vor falscher Einheit; vor jener Einheit, die uns das letzte Buch der Bibel beschreibt; vor jener Einheit, die uns das Gleichnis vom Unkraut im Acker beschreibt (Mt 13). Es heißt dort, dass am Ende der Tage das Unkraut gebündelt wird (V. 30). Das Unkraut, das sind die „Söhne des Bösen“, die sich ins Reich Gottes eingeschlichen haben (V. 38). Sie rücken zusammen zu Verbänden und bilden Allianzen. Es ist Gott, der sie bündelt zum Gericht; denn die Bündel werden in den Feuerofen geworfen (V. 40-41). Ist uns der Taumeltrank der großen Hure schon so in den Kopf gestiegen, dass wir um jeden Preis diese große Verbrüderung wollen, und ist uns darum jede Stimme verhasst, die gegen die wonnigen Umarmungen über alle Grenzen von Konfession und Lehre hinaus warnt?

Lehre eint

Gute Lehre trennt von Bösem, und gute Lehre verbindet die Herzen; gute Lehre lässt die Gläubigen zusammenwachsen. Oder waren die Christen je einiger als in den Tagen der Apostel? Als sie ein Herz und eine Seele waren, waren sie an vier Dingen erkennbar: „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“ (Apg 2,42). Die Lehre der Apostel wird sogar als Erstes genannt. Das war es, das die Christen aneinander band; das war der feste Grund, auf dem sie alle standen. Das war auch die Mauer, die sie vor den falschen Lehren des Judentums und dem Betrug der griechischen Philosophie und den Verlockungen der heidnischen Lebensweise schützte.

Ohne Lehre wächst nichts

Kann uns denn entgangen sein, dass es die Lehre war, die uns zum neuen Leben zeugte (1Pet 1,23)? Die Lehre war der Same, der das neue Leben in uns legte, wie Paulus den Ephesern sagt: „Auf ihn habt auch ihr eure Hoffnung gesetzt, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils“ (Eph 1,13). Man muss das Wort der Wahrheit hören, sonst kann man kein ewiges Leben empfangen. Das Evangelium Gottes war die Kraft, die uns rettete (Röm 1,16).

Diese gleiche Lehre ist das Fundament, auf dem das persönliche Glaubensleben ruht, wie der Herr in Matthäus 7,24-25 lehrte. Und sie ist das Fundament der ganzen Gemeinde, die aufgebaut ist auf der Grundlage der Apostel und Propheten des Neuen Testaments (Eph 2,20).

Lehre ist die Nahrung, die uns heranwachsen lässt, nach dem Wort:„Wenn du dieses den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, auferzogen durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du genau gefolgt bist“ (1Tim 4,6). Kann jemand so vernarrt sein, dass er sagt, Nahrung sei nicht so wichtig? Man brauche zum Leben keine Lebensmittel?

Wenn wir für andere ein Vorbild sein wollen, dann müssen wir die Lehre gut kennen; denn kennen wir sie nicht, können wir sie nicht befolgen. Was Paulus seinem geistlichen Kind und Mitarbeiter Timotheus sagte, gilt auch für die Christenheit des 21. Jahrhunderts. Wir müssen ein Vorbild sein in der Glaubenslehre: „Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Reinheit“ (1Tim 4,12). Und wir müssen die Lehre beständig vermitteln: „Bis ich komme, halte an mit dem Vorlesen, mit dem Ermahnen, mit dem Lehren“ (1Tim 4,13). Wir müssen bis zuletzt achthaben auf die Lehre: „Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Dingen; denn wenn du dieses tust, so wirst du sowohl dich selbst erretten als auch alle, die dich hören“ (1Tim 4,16).

Ohne Lehre hält nichts

Der Lehrer ist eine der drei großen Gaben des erhöhten Herrn an die Gemeinde, die bleiben sollten, nachdem die Apostel und Propheten den Grund der Gemeinde gelegt hatten (Eph 2,20): „Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen zugerüstet würden für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi“ (Eph 4,11-12). Der Lehrer lehrt das Volk Gottes, damit die Gläubigen heranwachsen im Dienst und heranwachsen „zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes“. Wir halten im Vorbeigehen noch einmal fest, dass es Einheit des Glaubens nur geben kann, wenn die Lehre des Glaubens gelehrt, geglaubt und befolgt wird. Wird die Gemeinde nicht gelehrt, werden wir „Unmündige sein, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre“ (Eph 4,14). Hier sehen wir: Lehren werden uns auf jeden Fall prägen. Die Frage ist nur, welche Lehren es sind.

Die Lehre und die Endzeit

Winde der falschen Lehre stießen schon immer gegen das Haus der Gemeinde (Mt 7,25.27). Diese Winde werden auf das Ende hin heftiger werden. Auf das Ende nehmen die Irrlehren zu und werden die falschen Propheten immer dreister (Mt 24,4-5.24; 2Thes 2,3; 1Tim 4,1; 2Tim 3,13; 2Pet 2,1). Wenn die bösen Lehren grassieren und die bösen Lehrer immer zahlreicher werden, müssen wir noch entschlossener als je zuvor die gute Lehre lernen und lehren.

In seinem letzten Brief sagt Paulus dem Timotheus zuerst: „Du hast genau erkannt meine Lehre“, und dann fährt er fort: „Verharre in den Dingen, die du gelernt hast, da du weißt, von wem du gelernt hast“ (2Tim 3,10.14). Er hatte vom Apostel die Lehre empfangen; und er hatte am Apostel gelernt, wie wichtig die Lehre ist. Dieser nannte sich selbst „Lehrer“ (1Tim 1,7; 2Tim 1,11). Er verteidigte die Lehre leidenschaftlich vor allen Entstellungen, wie wir am Galaterbrief und am Kolosserbrief ablesen können. Er schärfte seinem Schüler Timotheus den Wert dessen ein, was er wiederholt „die gesunde Lehre“ nannte (1Tim 1,10; 2Tim 4,3).

Wir leben in jenen „letzten Tagen“ (2Tim 3,1), in denen „böse Menschen und Gaukler es je länger je ärger treiben“ (3,13). Daher können wir es uns weniger leisten als je zuvor, in der Lehre gleichgültig oder halbherzig zu sein. In den beiden letzten Briefen des Apostels kommen die Worte „Lehre“, „lehren“, „lehrfähig“ 23-mal vor. Die Verfinsterung wird immer größer; der Druck auf das Volk Gottes wächst. Der Zeitgeist reißt immer heftiger an uns. Wir werden fallen, unsere Gemeinden werden stürzen wie das Haus, das auf Sand gebaut wurde, wenn die Lehre fehlt. Denn dann wird keine Wahrheit uns halten. Wenn wir das Wort der Wahrheit nicht geliebt, studiert, geglaubt und gelehrt haben, haben wir die ganze Zeit Gott Selbst gesagt, dass wir Ihn auch nicht lieben. Haben wir uns aber von Ihm abgewandt, wird Er uns dem Betrug dahingeben, den wir mehr liebten als Seine Wahrheit. Wenden wir uns aber Gott zu, dann haben wir ein tragfähiges Fundament in Seinem Wort, das Bestand hat.


 

Die Notwendigkeit der Einfalt (Fritz Binde)

Wir müssen uns üben, in unverletzbarer Stille zu wohnen. Der Rede­fluss unserer Gedanken darf nicht mehr das Rad des Geistes drehen.

Komm, meine Seele, wir wollen uns zur heiligen Einfalt wenden! Die Vielfältigkeit der Dinge, Geschöpfe und Gedanken hat unsere Sinne und unseren Geist lange genug beunruhigt und betrogen – wir können nicht länger von ihnen leben. Wir haben die Notwendigkeit der heiligen Einfalt eingesehen. Die Vielheit der Dinge hat uns immer mehr beschwert und arm gelassen. Die Geschöpfe haben uns nur gestört und gequält. Die Menge der Gedanken hat uns nur gehetzt und verwirrt. Ach, wie lange schon haben wir es gefühlt, dass uns alles nichts hilft, was uns täglich und leider auch nächtlich von außen und innen umtreibt. Immer deutlicher und weher erkannten wir alles als Hindernis, was uns nicht zu dem notwendigen Einen gelangen ließ, in dem allein wir das Ewige und Göttliche finden können.

Einst füllten sich unsere Sinne gerne mit den Bildern dieser sichtbaren Welt, deren bunte Viel­fältigkeit uns reich machen sollte. Einst suchte sich unser Geist an den Reden und Äußerungen der Ge­schöpfe zu laben. Einst wollten wir unser Leben vom Honig­seim unserer eigenen Gedanken speisen. Es war ein ehrliches, natürliches Bemühen, wie es alle Menschen haben – wir wollen es nicht schmähen. Es war die Beweglichkeit unserer angeborenen Natur, die da ihre vielfältigen Geschäfte besorgte. Es war die törichte Einfalt des Fleisches, die nur dem Einen diente, nämlich dem anspruchsvollen, vielbegehrlichen Ich. Sie konnte nicht anders. Wie auch ihr Begehren wechseln mochte, es lief alles auf das irdische menschliche Vorankommen hinaus. Nun aber ist uns der ganze Umtrieb in natürlichen Geschäften beinahe unnatürlich geworden. Was könnten uns die Sinne noch erjagen, was die Geschöpfe uns noch einbringen, was die Ver­nunft­schlüsse noch erringen? Wir wissen, was in der Welt, in den Menschen und in uns selber ist. Unsere Bedürftigkeit ist eine andere geworden. Wir wollen uns ins übernatürliche Leben einleben. Wir wollen uns zur Einfalt des Geistes hinfinden. Die Notwendigkeit, uns dem Natürlichen und Ge­schöpflichen zu entwöhnen, ist da. Die Sinne sollen nicht mehr unser Sinnen bewegen, die Ge­schöpfe nicht mehr unser Handeln bestimmen, die eigenen Gedanken nicht mehr unser Erkennen bannen. Wir müssen aus dem verzehrenden Vieler­lei zum einträglichen Einen hingelangen. Das Wech­sel­spiel irdischer Bilder darf uns nicht mehr blenden. Wir müssen danach trachten, angesichts des Unsichtbaren zu leben und im Unwandelbaren wandeln zu lernen. Das Geräusch der Geschöpfe darf uns nicht mehr beunruhigen. Wir müssen uns üben, in unverletzbarer Stille zu wohnen. Der Rede­fluss unserer Gedanken darf nicht mehr das Rad des Geistes drehen. Wir müssen auf die Tropfen und heiligen Schauer harren, die Gott auf uns fallen lässt. Dazu bedürfen wir des Notwendigsten vom Himmel her: der Einfalt! Nichts fehlt uns so sehr wie sie.


Einfalt, griech. ἁπλότης, bedeutet: eine reine unverfälschte Motivation, unvermischte Aufrichtigkeit, bei Kleidung: ohne Falten, also makellos

wer ermahnt, [diene] in der Ermahnung; wer gibt, gebe in Einfalt; wer vorsteht, tue es mit Eifer; wer Barmherzigkeit übt, mit Freudigkeit! Rö 12,8

Denn dies ist unser Ruhm: das Zeugnis unseres Gewissens, daß wir in Einfalt und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in göttlicher Gnade gewandelt sind in der Welt, besonders aber bei euch. 2Kor 1,12

Ich fürchte aber, es könnte womöglich, so wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, auch eure Gesinnung verdorben [und abgewandt] werden von der Einfalt gegenüber Christus. 2Kor 11,3

Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus; Eph 6,5

Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren in allen Dingen; nicht mit Augendienerei, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, als solche, die Gott fürchten. Kol 3,22


 

Wer einmal in der Gnade steht, steht in der Gnade für immer (Charles H. Spurgeon)

 

Bildquelle: Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Haddon_Spurgeon zur Wiederverwendung und Veränderung gekennzeichnet

(Quelle: übersetzt von Georg Walter http://distomos.blogspot.de)

Ich habe manchen Prediger sagen hören, daß, wenn der Christ ein heiliges Leben führte, er im Testament sei; wenn er sündige, werde er hinausgestoßen; wenn er dann bereue, so werde er wieder angenommen; und wenn er abermals falle, er noch einmal ausgestoßen werde; und also ginge er aus und ein zur Tür der Seligkeit, wie er ein- und ausgeht in sein eigenes Haus. Er ginge zur einen Türe hinein, zur anderen hinaus. Bald wäre er ein Kind Gottes und bald des Satans Kind, jetzt ein Erbe des Himmels und dann ein Erbe der Verdammnis; und ich kenne jemanden, der gesagt hat, obwohl ein Mensch sechzig Jahre lang durch die Gnade ausgeharrt hätte, könnte er doch noch im letzten dahinfallen; wenn er sündigen würde und dann sterben, würde er ewig verloren gehen, und all sein Glaube und all die Liebe, die Gott ihm in vergangenen Tagen erzeigt hätte, würden sein, als wäre es nie gewesen. Ich freue mich doch, daß ich sagen kann, solch eine Ansicht von Gott ist die gleiche, die ich vom Satan habe. An solch einen Gott könnte ich nicht glauben und könnte mich vor ihm nicht beugen. Ein Gott, der heute liebt und morgen haßt; ein Gott, der Verheißungen gibt und doch zuletzt voraussieht, daß der Mensch die Erfüllung nicht an sich erfahren werde; ein Gott, der Verheißungen gibt und doch straft, der gerecht macht und nachher doch verdammt – ist ein Gott, den ich nicht fassen, nicht ertragen kann. Das weiß ich gewiß, solch ein Gott ist nicht der Gott heiliger Schrift, denn der ist unwandelbar und hat die Seinen geliebt, er wird sie lieben bis ans Ende, und wenn er einem Menschen eine Verheißung gegeben hat, so wird die Verheißung erfüllt werden, und wer einmal in der Gnade steht, steht in der Gnade für immer, und wird unfehlbar nach und nach eingehen zur Herrlichkeit.