[Buch] „Siegeszug des Fortschrittglaubens“ von Dr. Martin Erdmann [Auszug] Vorwort (Beate Gsell)

Vorwort

Schneller, höher, stärker – das Motto der Olympischen Spiele gilt inzwischen für die ganze Welt. Wer etwas erreichen will, gibt sich fortschrittlich. Der Fortschritt hat der Menschheit grandiose Errungenschaften gebracht und treibt diese zugleich in den Abgrund. Die junge Generation bäumt sich dagegen auf und versucht, „fünf vor zwölf“ mit weltweiten Protestwellen das Ruder umzureißen. Spätestens wenn Maschinen durch Künstliche Intelligenz menschliche Züge und Stimmen bekommen, überkommt jeden ein unheimliches Gefühl. Wir fragen uns: Wo führt das noch hin?

Wo kommt das Streben nach Fortschritt überhaupt her? Dies ist eine ebenso wichtige Frage. Dr. Martin Erdmann zeichnet einen Bogen vom Beginn der Fortschrittsidee, wie religiöser Eifer hinzukam und sich diese in Politik und Wirtschaft zu einer Zivilreligion weiterentwickelt hat. Der Autor entschied sich, den Fortschrittsglauben hauptsächlich am Beispiel der USA darzustellen, weil diese Linie in der 500-jährigen Geschichte dieses Landes vortrefflich aufgezeigt werden kann, und nimmt immer wieder Bezug auf die Lage in Europa. Er lässt den Leser nicht im Unklaren darüber, wie die Bibel die Ambitionen des Menschen bewertet, in eigener Anstrengung sein Wesen zu vervollkommnen und die Gesellschaft seinen Idealvorstellungen entsprechend umzugestalten. Der unter der Autorität Gottes stehende Christ hingegen ist sich bewusst, dass ein göttlicher Plan der menschlichen Geschichte zugrunde liegt. Dieser gute Plan ist in der Bibel beschrieben und gibt all jenen Trost und Zuversicht, die an Gott glauben.

Im ersten Band des dreiteiligen Buches Siegeszug des Fortschrittsglaubens gibt der promovierte Kirchenhistoriker in einer flüssigen und anschaulichen Sprache einen Überblick über die Entstehung des Fortschrittsglaubens in der griechischen Philosophie und wie sich dieser seit dem 17. Jahrhundert konkret ausgestaltet. Um klar zu erkennen, wo die Abweichungen von der biblischen Botschaft liegen, widmet der Autor ein ganzes Kapitel der Darlegung des Evangeliums aus Sicht der Reformatoren. Allein diese komprimierte Zusammenfassung ist für sich genommen schon ein Schatz. Dr. Erdmann, der neben Kirchengeschichte auch Spezialist auf dem Gebiet der Dogmatik (Systematische Theologie) ist, präsentiert messerscharf die unterschiedlichen Auslegungen. Welche Auswirkungen die Abweichungen vom Evangelium hatten, schildert der Autor anhand der Geschichte der europäischen Einwanderer auf dem nordamerikanischen Kontinent und die anschließende Verweltlichung der biblischen Lehre des Tausendjährigen Reiches, die zu einem esoterischen Fantasiegebilde von einem Paradies auf Erden geführt hat.

Im zweiten Band erläutert der Theologe, wie die Amerikaner in ihrem Fortschrittsglauben durch die Lehre des Postmillennialismus inspiriert wurden, wonach es kein wörtliches Tausendjähriges Reich gibt, sondern zunächst eine Periode der weltweiten Erneuerung erfolgt, bis Christus wiederkommen wird. Der Autor zeigt auf, wie die Amerikaner nach menschlicher Vervollkommnung gestrebt haben und sich über andere Menschen, wie Indianer, Sklaven und andere Völker, erhoben haben, um eine totalitäre Gesellschaft zu errichten.

Im dritten Band wird dargelegt, wie der Fortschrittsglaube die Triebfeder für den weltweiten amerikanischen Imperialismus wurde. Die katastrophalen Auswirkungen des Ersten Weltkrieges brachten die eigentlichen Folgeerscheinungen der Fortschrittsidee zum Vorschein. Das in Aussicht stehende Endresultat ist die Einführung einer zentral gesteuerten technokratischen Weltordnung.

In einer gut recherchierten Geschichtsstudie schildert Dr. Martin Erdmann Fakten, die im Geschichtsunterricht und in Spielfilmen nicht vermittelt werden, und belegt diese mit zahlreichen Quellenangaben. Die detailliert herausgearbeitete Zusammenschau von biblischen Aussagen und politischen Entwicklungen machen dieses Buch so wertvoll. Ein Pluspunkt sind die Erklärungen von Fachbegriffen in den Fußnoten und zusätzlich im Anhang eines jeden Bandes.

Diese Ausarbeitung zeigt die geistesgeschichtlichen Hintergründe und manipulativen Mechanismen der verführerischen Strategien auf, die auf jede Kultur und auf jedes Land zu jeder Zeit übertragen werden können. Darum ist dieses Buch eine große Hilfe, die antigöttliche Vorgehensweise und Zielsetzung des Fortschrittsglaubens – leider oftmals im Namen des Christentums – im eigenen Land zu erkennen. Wer weiß, wo die Gefahren lauern, kann sich darauf vorbereiten.

Beate Gsell
Journalistin


Das Buch kann als Taschenbuch oder Kindle HIER erworben werden

 

 


 

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