Frauenordination? Eine kontroverse Frage im Kontext der Siebenten – Tags – Adventisten (Rolf Wiesenhütter) / Vorbemerkung (Siegfried Schad)

Vorbemerkung (Siegfried Schad)

„Warum schon wieder ein Artikel zum Thema Adventismus“ wird manch Einer fragen, „gibt es nichts Wichtigeres?“ Lieber Leser, ich muß die Frage zu meiner eigenen Verwunderung mit „NEIN“ beantworten, denn ganz offensichtlich wird seit Monaten täglich und in hoher Zahl auf einen Artikel zugegriffen mit dem ich bis heute 18.000 Leser erreicht habe Warnung vor Prof. Dr. Walter Veith und der Bewegung der Siebten Tag Adventisten (Siegfried Schad) … nicht etwa, daß wir hier schreiben würden, was der Leser verlangt … jedoch müssen wir das offensichtliche Interesse und die Möglichkeiten mit weiteren Beiträgen nutzen, wenn die Gehörgänge offensichtlich offen sind, was die Diskussion in dem obigen Artikel auch andeutet.

Rolf Wiesenhütter ist ein Experte in Sachen Adventismus. Mit seinem Buch „Der Adventismus in der Falle des Antichristen“ (siehe Rezension + Leseproben HIER und Buch-Shop HIER) hat Wiesenhütter ein sehr bedeutendes Buch vorgelegt, daß nicht alleine zu einer überaus wichtigen Lektüre für fragende und zweifelnde Adventisten werden kann, sondern auch den Finger in die Wunden des Evangelikalismus legt und die Gebrechen der Allianzkirchen aufzeigt.

Die nachfolgende Schrift (11 DINA 4-Seiten) ist keineswegs als Adventismus-spezifisch anzusehen, viel mehr ist sie eine sehr gründliche bibeltreue Verteidigung des Wortes Gottes in der  zunehmend kontroversen Frage der Frauenordination im gesamten zeitgeistbefallenen Evangelikalismus dieser Tage. In den Schlußsätzen schreibt Rolf Wiesenhütter: “ … Das Liebäugeln mit der Frauenordination ist eine der endzeit-lichen Früchte, die zum Abfall führen. Solche Entscheidungen werden getroffen, indem man Gottes Wort missachtet und den Heiligen Geist aussperrt…“

Frauenordination


Frauenordination?

Eine kontroverse Frage im Kontext der Siebenten – Tags – Adventisten

(Quelle: Rolf Wiesenhütter www.der-ruf.info)

Ein Gastbeitrag von Rolf Wiesenhütter, erschienen in der „Stimme der Übrigen“, Ausgabe 6-2015

Einige Vorbemerkungen zum Adventismus in Deutschland

 Eine Frage stellt sich in den letzten Jahren immer häufiger: Sind die Adventisten in Deutschland im Begriff, sich selbst abzuschaffen? Wenn man sich die „Lehrauffassungen“ der letzten Jahre ansieht, muss man dies befürchten. Ob es nun die Elemente aus der Emerging-Church sind, eine zweifelhafte Auffassung zur Homosexualität oder obskure Behauptungen in Bezug auf den Islam – die Entfernung vom Wort Gottes ist nicht mehr zu übersehen. Sachliche Betrachtung des Wortes Gottes ist kaum noch möglich. Ein Religionsdiktat vom Klerus hin zur Basis scheint inzwischen das ernsthafte Bibelstudium zu ersetzen. Man hat die Meinungen der Leitungsebene wohlwollend anzunehmen, ansonsten gibt es Streit und Reglementierung bis hin zum Rausschmiss. Die Identität der Adventgemeinschaft an der Basis ist nicht mehr nur in Gefahr, sie ist bereits weitgehend zerstört. Man sucht eine Geistesleitung biblischer Couleur inzwischen nahezu vergeblich. Die neueste Auseinandersetzung hat das Thema Frauenordination zum Inhalt. Dieser Aufsatz soll unaufgeregt den biblischen Befund zu dieser Frage hervorheben und gleichzeitig ein Aufruf zu schriftgemäßer Verkündigung und bibelkonformen Handelns in Verantwortung vor Gott sein.


Einleitung

Was muss für einen bibeltreuen Christen von zentraler Bedeutung sein? Es ist unzweifelhaft die Haltung des Gläubigen zur Heiligen Schrift als unfehlbares, inspiriertes Wort Gottes, als höchste, unantastbare Autorität für die Lehre und das Leben des lebendigen Christen. Man darf sich nicht von den Methoden bibelkritischer Theologie beeinflussen lassen, die uns heute als profilierte Theologie in dramatischer Weise vorexerziert wird. Dass man heute in Babylon Frauen zu Bischöfen nominiert, hat zu feministisch–esoterischer Dominanz geführt, die immer weiter vom Wort Gottes wegführt. Eigentlich sollte man erwarten dürfen, dass man daraus lernt und richtige Schlüsse zieht. Leider scheint das Motto: „Dabei sein ist alles“ inzwischen der Faktor zu sein, der dazu bewegt, das Wort Gottes immer weiter zu verlassen. An der Basis ringt man inzwischen mit der Frage, ob ein Verbleiben in der Gemeinschaft vor Gott noch zu rechtfertigen ist. Statt Korrektur werden immer mehr neue Irritationen ins Feld geführt. Man bedient sich einer unsachlichen Redekunst, mit der man versucht, ein Quadrat rund zu machen. Nicht die Bibel sondern die Denominationen im Land geben den Ton und die Richtung an. Dabei wäre doch die zeitlose Relevanz bibeltreuer Haltung das Gebot der Stunde, an der gerade in unzeitgemäßer Weltveränderung festzuhalten wäre. Es geht grundsätzlich und damit auch in der Frage der Frauenordination um die Klärung und um das Festhalten an einem biblischen Schriftverständnis kontra Liberalismus. Ist die Heilige Schrift unsere höchste Autorität, dann muss sich das in unseren Entscheidungen niederschlagen. Bekennen wir uns noch zu den vier Grundsäulen: „allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube und Christus allein?“ Dann muss sich in Auslegung und Verkündigung der ganze Inhalt der Heiligen Schrift erweisen.

Die Diskussionsgrundlage

Welche Worte Gottes waren über die Jahrhunderte breiter Konsens, dass die biblischen Aussagen als eindeutiges Zeugnis angesehen wurden, welche die Ordination einer Frau zum Hirtendienst nicht zuließen? Wir finden sie in 1. Kor. 14,34:

 „Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, dass sie reden, son-dern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.“ –

 sowie 1.Tim.2;12:

Einem Weibe aber gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie des Mannes Herr sei, sondern stille sei.“

Diese Texte zu zitieren führen inzwischen zu Ablehnung und Spott, da man sie als nicht mehr zeitgemäß einordnet, obwohl sie doch Bestandteil dessen sind, was wir ansonsten als irrtumsloses Wort Gottes zu glauben behaupten. Unangenehme Bibelstellen werden heute dem Zeitgeist unterordnet. Nachdem Methodisten, Baptisten und Pfingstler (allesamt ACK-Mitglieder) das Wort Gottes verlassen haben, hat sich augenscheinlich das Bedürfnis in den Chefetagen der Adventisten Deutschlands, nachzuziehen, so verfestigt, dass nun
ein Diktat zum Verlassen biblischer Wahrheit im Raum steht. Führende „Theologen“, vor allem im Norddeutschen Verband, sprechen sich plötzlich für die Frauenordination aus. Dabei wird nicht mehr beachtet, dass es bei den vorgenannten Bibelzitaten nicht um ein generelles Schweigeverbot der Frauen in der Gemeinde geht wie es in den Kontexten klar erkennbar ist, sondern ganz explizit um das gemeindliche Hirten- und Lehramt, also um den Dienst des Pastors. Bibeltreue Ausleger weisen dabei darauf hin, dass die zitierten
Aussagen schöpfungstheologisch begründet sind. Sie schließen damit eine zeitlich begrenzte Interpretation ohne jeden Zweifel aus. Dieser erste biblische Befund darf durch menschliche Dominanz nicht ausgehebelt werden.

Wie lautet das biblische Amtsverständnis?

Wir fragen generell nach einem biblischen Verständnis eines geistlichen Amtes. Was bedeutet nach neutestamentlichem Verständnis überhaupt „Ordination“ und wozu, zu welcher Tätigkeit wird jemand ordiniert? Es geht nicht um die Frage, was eine Frau generell in der Gemeinde tun darf oder nicht, auch nicht darum, ob eine Frau in der Gemeindeleitung mitarbeiten darf. Es geht auch nicht um die Frage, ob man z.B. in Übersee eine andere Auffassung des Wortes Gottes zugrunde legen darf als in Europa, sondern ausschließlich um die spezifische Frage nach der Ordination der Frau zum Pastor.

Was bedeutet theologisch gesehen eigentlich das Amt eines Pastors?

Das Problem, diese Frage zu beantworten, besteht darin, dass in der Bibel eher Bestätigung für die eigene Person gesucht wird, die man durch eigenwillige Exegese als theologische Argumentation ausgibt, obwohl sie dies bei genauer Betrachtung nicht sein kann. Niemals kann eine subjektive Betrachtung dahin führen, dass Gottes Wort allenfalls noch nachgeordnet betrachtet wird. Sachlichkeit ist geboten, die einer feministischen Forderung nach unbiblischer Gleichstellung standhalten muss. Die Wahrheit findet sich grundsätzlich nicht in einzelnen Versen, die man beliebig interpretiert, sondern im Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift. Das reformatorische Prinzip lautet, dass sich die Schrift durch die Schrift selbst auslegt. Der heilsgeschichtliche Zusammenhang der ganzen Schrift muss wahrgenommen werden.

Die Argumente zur Frauenordination

Wir haben es mit fünf Themenbereichen zu tun, mit denen ich mich nun auseinandersetze. Alle Fragen, die uns in Zusammenhangmit der Frauen-ordination begegnen, lassen sich diesen Themenbereichen zuordnen.

  1. Themenbereich: Die generelle Kritik an Paulus

Um das Problem schnell zu lösen, behauptet man einfach, die brisanten Bibelstellen in den Paulusbriefen seien in Wirklichkeit nicht von Paulus, sondern nachträglich von unbekannten Autoren verfasst worden, um eine bestimmte Theologie zu begründen. Es läge also eine literarische Manipulation vor. Da man in der adventistischen Theologie davon ausgeht, dass alle Paulusbriefe echt sind, brauchen wir diese Argumentation nicht zu vertiefen.

  1. Themenbereich: Die Aussagen von Paulus sind zeitbedingt

Es wird behauptet, die Aussagen von Paulus in 1. Kor. 14 und 1.Tim. 2 seien zeitbedingt, weil Paulus vom Gedankengut der griechischen, römischen und jüdischen Kultur beeinflusst gewesen sei. Man könne diese Auffassungen daher heute nicht mehr so sehen, da sich die Zeit und die kulturellen Begebenheiten geändert haben. Dagegen sprechen die Fakten eine andere Sprache. Die heidnische Umwelt der urchristlichen Gemeinde war nicht frauenfeindlich. Die heidnischen Kulte der Griechen kannten durchaus das Frauenpriestertum. Frauen spielten häufig eine zentrale religiöse Rolle. Der Gedanke an eine Unterordnung der Frau unter den Mann konnte folglich nicht aus der heidnischen Umwelt abgeleitet werden. Es war eher das pharisäische Judentum, das der Frau diskriminierend gegenüberstand. Dies wurde aber von Jesus selbst eindeutig angeprangert. Er sprach von einer Fehlinterpretation des mosaischen Gesetzes und griff daher das Pharisäertum scharf an. Zudem wandte er sich der Frau zu und rief sie in die Nachfolge, indem er ihnen die Botschaft vom Heil vermittelte. Nichts anderes tat Paulus. Er äußerte sich immer wieder über vortreffliche Mitarbeiterinnen in den jungen Gemeinden.

3. Themenbereich: Die persönliche Berufung und Begabung

Hier wird häufig der Gedanke des allgemeinen Priestertums zur Rechtfertigung der Frauenordination herangezogen. Es wird behauptet, das allgemeine Priestertum schließe uneingeschränkt die Wahrnehmung aller Funktionen für jedes Glied innerhalb der Gemeinde ein. Jede Frau und jeder Mann könne uneingeschränkt jedes Amt in der Gemeinde wahrnehmen, entscheidend sei lediglich die persönliche Befähigung und Begabung. Das gelte auch für das Amt des Pastors.

Worin liegt das Missverständnis?

Man versteht „allgemeines Priestertum“ als Strukturbegriff, als Grundbegriff für die neutestamentliche Gemeindestruktur. Untersucht man allerdings Zusam-menhang und Hintergrund von 1. Petr. 2;9 („Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; (2. Mose 19.6; Epheser 5.8; Offenbarung 1.6) die ihr weiland nicht ein Volk waret, nun aber Gottes Volk seid, und weiland nicht in Gnaden waret, nun aber in Gnaden seid.“), dann wird deutlich, dass es sich bei dem Gedanken des allgemeinen Priestertums nicht um einen Strukturbegriff, sondern um einen bildhaften Ausdruck für die göttliche Zusage der Erwählung von Mann und Frau handelt. 1. Petr. 2,5+9 ist das direkte Zitat von 2. Mo. 19,6. Hier wird der unmittelbare Gedanke der Erwählung Gottes überdeutlich. Die Aussage, dass Israel als auserwähltes Bundesvolk Gottes Eigentum ist, bildet den eigentlichen Inhalt dieser Verse. Denn genau an diesen Gedanken knüpft 1. Petr. 2 an und bezieht ihn auf die neutestamentliche Gemeinde. In Christus gehört auch die neutestamentliche Gemeinde zum auserwählten Bundesvolk Gottes, eingepfropft in die Heilsgeschichte. Daher ist das Verständnis vom „allgemeinen Priestertum“ nicht amtsbestätigend für die Frau zu verstehen, ja, nicht einmal für jeden Mann. Das „allgemeine Priestertum“ bezeichnet die Heilsgrundlagen, die Erlösung und den Heilsstand des Einzelnen durch seine Beziehung zu Gott. Nicht mehr und nicht weniger!

4. Themenbereich: Die individuellen Gaben der Kinder Gottes

Festgestellt werden muss, dass Gott jeden Menschen individuell begabt. Das gehört zur besonderen Würde des Menschen. Die individuelle Begabung des Menschen muss aber vom Heilshandeln Gottes unterschieden werden. Das Heilshandeln Gottes vollzieht sich nach der göttlichen Heilsordnung. Dabei dürfen Schöpfungshandeln und Heilshandeln Gottes nicht voneinander getrennt werden. Das spezielle Heilshandeln Gottes bezieht sich auf eine von Gott abgefallene Schöpfung, die aber immer noch Gottes Schöpfung ist und die Herrlichkeit Gottes widerspiegelt. Entscheidend ist, dass die Verkündigung des Heils einzig aufgrund einer persönlichen Berufung und Sendung Gottes wahrgenommen wird. Natürliche Begabungen werden dagegen selbst ungläubigen Menschen zuteil. Die Gemeinde Jesu ist in ihrer Gesamtheit berufen, Gottes Heilstaten in die Welt zu tragen. Neben der allgemeinen Berufung der Gemeinde Jesu sehen wir im Neuen Testament aber auch eine spezielle Berufung zum geistlichen Dienst. Dieser Dienst soll in der Gemeinde erkannt werden. Der Berufene wird durch Handauflegung zum Dienst eingesetzt und beauftragt. Diesen Vorgang nennen wir Ordination.


Entscheidend ist, dass analog zu den Berufungen im Wort Gottes, nicht ein einziges Mal der Gedanke der individuellen Leitungsbegabung von Bedeutung ist.

Was bedeutet das für die Frage nach der Ordination?

Schlicht, dass die individuelle Befähigung des Menschen nach biblischem Zeugnis nicht die primäre Voraussetzung zum pastoralen
Dienst ist. Das Grundmuster lautet viel mehr: Gott beruft nicht die Begabten, sondern er begabt die Berufenen. Zur Rechtfertigung wird nun immer wieder von Frauen angeführt: „Ich habe aber eine persönliche Berufung.“ Eine Argumentation, die ein grundsätzliches theologisches Problem aufwirft. Einerseits will man sich nicht gegen Gottes Willen stellen. Andererseits muss aber gefragt werden: Woran lässt sich eine persönliche Berufung festmachen? Jede subjektive Erkenntnis muss sich am Wort Gottes messen lassen. Dabei darf die Gewissheit eines einzelnen Menschen nicht der Heiligen Schrift entgegenstehen. Ansonsten kann jeder zu allem berufen sein, weil er das subjektiv so empfindet.

Häufig ist eine solche Berufung das Ergebnis mangelnder Selbstreflektion, verbunden mit dem Wunsch vollzeitig im geistlichen Dienst zu stehen. Das kann bis zum Selbstbetrug ausarten. Ein weiteres Argument ist das der persönlichen göttlichen Führung. Aber auch persönliche Führung entscheidet sich am Wort Gottes und der darin enthaltenen Ordnungen. Persönliche Führung kann sich in ganz anderen Diensten als dem des Pastors praktisch konkretisieren. Eine weitere Irritation ist die Formulierung, dass in der Gemeinde Menschen ein „Amt“ innehaben. Dies ist eine missverständliche Aussage, oft falsch verstanden auch von denen, die das „Amt“ des Pastors bereits innehaben. Das Neue Testament gebraucht das Wort „diakonia“, welches im deutschen mit „Amt“ übersetzt wird. Die ursprüngliche Bedeutung von „diakonia“ heißt „durch Staub, Sand, Asche gehen“.

Das ist also das Gegenteil von Macht und Herrschaft, das sollten sich besonders die „Amtsinhaber“ verinnerlichen, die meinen sie seien qua Wahl berufen, ein eigenes Evangelium abseits des Wortes Gottes zu erzwingen. Paulus charakterisiert den Dienst des Pastors mit „Gehilfen zur Freude“ (2.Kor. 1,24). Wer ordiniert ist, hat also das „Mandat des Dienens“, nicht des Herrschens und Bevormundens.

Wenn wir denn schon die Vokabel „Amt“ gebrauchen, dann im Sinn von verbindlich zugesprochener Verantwortlichkeit für die anvertraute Herde und für das unabänderliche Wort Gottes. Darin liegt der konkrete Auftrag und eine von Gott zugewiesene geistliche Autorität. Seit ein paar Jahren nennen sich die Prediger der Gemeinschaft Pastor. Das ist legitim, denn Pastor ist das lateinische Wort für Hirte. An vielen Stellen spricht Gottes Wort von geistlichen Leitern und bezeichnet sie als Hirten. Die Hirtenfunktion als Sinnbild für einen geistlichen Leiter besagt, dass der Inhaber dieses Titels Anleitung für den Dienst, den Auftrag und die Christusnachfolge wegweisende Orientierung vermittelt. Das Neue Testament kennt zwei Arten von Leitungsfunktionen. Es unterscheidet zwischen dem Ältestenamt, in der Adventgemeinde gehören diese zum Gemeindeleitungsausschuss. Darüber hinaus gibt es noch das Amt der Diakone. Der Pastor ist nicht mehr als ein Ältester unter Ältesten der Gemeinde, der allerdings den Auftrag der apostolischen Verkündigung innehat. Daneben steht das Diakonen-Amt, welchem die administrativen, praktischen und organisatorischen Belange der Gemeinde obliegen. Zwischen Ältesten und Diakonen ist nach neutestamentlichem Vorbild eine enge Kooperation vorgegeben. Nach Röm. 16,1 (Phöbe) ist es legitim den Schluss zu ziehen, dass das Diakonenamt auch von Frauen ausgeübt werden kann. Zwangsläufig stellt sich die Frage nach der Stellung zwischen Mann und Frau in der Gemeinde. Immer wieder wird Gal. 3,28 zitiert (Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu. (Römer 10.12; 1. Korinther 12.13) Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.), um zu begründen, dass es bei der Wahrnehmung von Gemeindefunktionen eine absolute Gleichberechtigung geben müsse.

Dies ist tatsächlich insofern zu fordern, dass niemand aufgrund seines Geschlechtes, seiner Herkunft oder seines sozialen Standes rechtlich in irgendeiner Form benachteiligt wird. Insofern lehrt uns Gottes Wort auch eine Rechtsordnung. Die Frage ist nur, ob es sich bei der Wahrnehmung des geistlichen Amtes eines ordinierten Pastors um ein „Recht“ handelt. Hier muss mit Nein geantwortet werden. Der Auftrag des „Dieners“ Christi schließt einen Rechtsanspruch auf eine Berufung zum Dienst im Reich Gottes kategorisch aus.
Niemals können geistliche Dienste auf der Grundlage von vermeintlichen „Rechten“ „eingefordert“ werden, sondern das vorbehaltlose demütige Beugen unter die gewaltige Hand Gottes (1.Petr. 5,6) ist das Gebot. So kann das geistliche Amt niemals Status oder Privileg sein, sondern es ist Passion, die sogar mit größter Verachtung einhergehen kann.

Auch heilsgeschichtliche Aspekte werden immer wieder herangezogen, um Frauen das Pastorenamt zu öffnen. So wird behauptet, die ursprünglich intakte Beziehung zwischen Mann und Frau sei durch den Sündenfall korrumpiert worden. Dadurch sei das Pastorenamt den Männern vorbehalten, aber dieser Vorbehalt wäre durch Christus und durch Pfingsten wieder aufgehoben. Daraus folgert man nun, dass es in der neutestamentlichen Gemeinde keine geschlechterspezifische Aufgabenzuordnung mehr geben könne. Das mag sich gut anhören, hält aber einer theologischen Würdigung des heilsgeschichtlichen Gesamtzeugnisses der Bibel keinesfalls stand. Beachten wir das Zueinander von Mann und Frau in der Schöpfungsordnung, dann erklärt uns bereits der Vers in 1.Mo. 2,18 (Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.), dass Gott dem zuerst erschaffenen Mann eine Hilfe, eine Helferin zur Seite stellt. So formulierte es Luther, und vom hebräischen Grundtext ist das absolut korrekt. Diese Verfügung Gottes ist bestimmend für die Existenz von Mann und Frau innerhalb der gefallenen Schöpfung. Damit hat sie Gültigkeit bis zur eschatologischen Vollendung des Heilsplanes Gottes und der Neuschöpfung von Himmel und Erde. Das wird auch nicht durch die Heilstat von Jesus oder das Pfingstereignis aufgehoben.

Die Erlösungstat von Jesus hebt nicht die Unterschiede von Mann und Frau auf, sondern begnadigt beide von der Sünde, sofern sie das Gnadengeschenk annehmen. Erst wenn man diese Zusammenhänge verstanden hat, wird klar, dass Paulus das „Schweigen der Frau“ in der Gemeindeversammlung (1.Kor. 14,34) mit dem Hinweis auf die bleibende Gültigkeit der göttlichen Ordnung nach 1.Mo. 3,16 begründet. In 1.Tim. 2,11-14 verfügt Paulus das Leitungsverbot für die Frau unter Berücksichtigung der Zuordnung von Mann und Frau nach dem Sündenfall. Die Frau soll nicht „Herr sein“ über den Mann, da es Gottes gültige Verfügung ist, dass der Mann „Herr!“ sein soll. Hier wird nicht Herrschaft und Unterdrückung das Wort geredet. Tatsächlich verbirgt sich hier das Geheimnis im Bild der Schöpfungsordnung, in dem grundsätzlich das „Männliche“ für Gott und das „Weibliche“ für die Gemeinde steht. In der Geschlechterrolle wird deutlich, wer Gott und wer der Mensch ist, und dass diese Rollen niemals austauschbar sind. Damit ist die feministische Theologie, die auch die Hand nach der Ordination aussteckt, definitiv gescheitert. In diesem Zusammenhang ist dann auch 1.Tim. 2,12 zu begreifen, der einer Frau nicht gestattet über den Mann „Herr“ zu sein, denn in der biblischen Terminologie würde das bedeuten, dass sich der Mensch über Gott stellt. Das griech. Verb „authentein“ bedeutet „Herr sein“ im Sinne von „Autorität ausüben“. Die Rollen von Mann und Frau zu vertauschen, würde bedeuten, eigenmächtig zu handeln und beherrschend zu wirken.

Man muss es wohl heute etlichen Pastoren, auch in der adventistischen Gemeinschaft ins Stammbuch schreiben: Der Pastor in seiner Funktion als Hirte und Lehrer ist nicht in erster Linie Zeremonienmeister, Entertainer oder Manager der Gemeinde, sondern Verkündiger und Wächter der biblischen Lehre und Ausrichtung der Gemeinde. Er hat einen apostolischen Verkündigungsauftrag, aber er hat keine Autorität, Gottes Wort auch nur um ein Jota zu verändern. Er wurde berufen und eingesetzt (ordiniert), um geistliche, nicht menschliche Autorität auszuüben. Den am meisten missbräuchlichen Umgang mit Gottes Wort in Bezug auf die Frauenordination finden wir in Gal. 3,28. Er gilt geradezu als Paradetext zur biblischen Legitimation für die Frauenordination. Da in Christus weder Mann noch Frau ist, gäbe es keine Unterschiede in der Wahrnehmung geistlicher Ämter. Das Problem an dieser Argumentation ist nur, dass es in Galater 3 um etwas völlig anderes geht. Wir haben es mit einer klassischen Fehlinterpretation zu tun, weil einzelne Bibelverse aus ihrem Gesamtzusammenhang genommen und isoliert interpretiert werden. Tatsächlich bildet der unmittelbare Textzusammenhang den
Verständnisrahmen für den gesamten Heilsweg im Neuen Bund. Das Schlüsselwort ist das „Heil“ in Christus, nicht aber die Aufhebung der Geschlechterrolle. Ein Sklave bleibt weiterhin ein Sklave, wenngleich er Vergebung und Rettung ebenso erfährt wie ein Freier. Dieser Bibelvers betont ausschließlich die Tatsache, den Heilsweg für alle Menschen, egal welcher Stellung, im Glauben an Christus zu betonen.

Und Jesus? An keiner einzigen Stelle wird ersichtlich, dass Jesus die Schöp-fungsordnung oder das Sündenfallverdikt außer Kraft gesetzt oder infrage gestellt hätte. Vielmehr hat Jesus gesagt, dass er nicht gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Er ist gekommen, um es zu erfüllen. Diese christozentrische Erfüllung ist die theologische Grundlage aller Aussagen von Paulus und Petrus (Christus als Haupt der Gemeinde, der Mann als Haupt der Frau) als Beleg für die unbiblische Forderung nach der Frauenordination. Jesus stimmte auch mit der Schöpfungsordnung überein, als er die zwölf männlichen Apostel berief. Die Grundlagen des apostolischen Wortes sind Maßstab und Richtung für die Gemeinde, da daran gebunden bleibt, solange es die Gemeinde Jesu auf Erden gibt.

5. Themenbereich: Beispielhafte Frauengestalten

In der Bibel wird eine Vielzahl von herausragenden Frauengestalten bezeugt. Schon deshalb kann man nicht von einer Geringschätzung der Frau im Wort Gottes sprechen. Dennoch möchte ich der Frage nachgehen, ob die Frauengestalten der Bibel die Praxis der Frauenordination begründen. Da es zu umfangreich wäre auf alle Frauen in der Bibel einzugehen, beschränke ich mich auf die Frauen, auf die in der Frage der Frauenordination immer wieder Bezug genommen wird.

Debora als Richterin

Debora tritt in einer außergewöhnlichen Krisenzeit auf. Die Richterzeit ist geprägt von Chaos und Wirren. Im Umfeld von Debora lesen wir: „Die Israeliten taten, was dem Herrn missfiel.“ Es war in dieser Zeit kein Mann vorhanden, der den geforderten Mut und Gehorsam aufgebracht hätte, die Verantwortung zu übernehmen. Auch Barak verhielt sich feige, als Debora ihm als Mann den Vortritt gelassen und auf das Gebot Gottes und seine Verantwortung hingewiesen hatte. Folglich gebrauchte Gott eine Frau als Richterin, um seine Ziele zu erreichen. Obwohl es den Ordnungen Gottes widersprach, segnete sie Gott dennoch.

Priszilla und Aquila

Auch im Neuen Testament finden wir eine Anzahl vorbildlicher, engagierter Frauen. Allen voran Priszilla samt ihrem Ehemann Aquila. Paulus bezeichnet beide als seine Mitarbeiter. In ihrem Haus wurde eine Gemeinde beherbergt. Es ist nicht genau beschrieben, aber denkbar und wahrscheinlich, dass Aquila als Hausvater zugleich Gemeindeältester war und seine Frau ihn in diesem Amt unterstützt hat, denn sie waren gottesfürchtige Juden und von daher vertraut mit der biblischen Schöpfungsordnung und der Bedeutung des Sündenfalledikts. Wir können daher davon ausgehen, dass Priszilla und Aquila die Haltung des Paulus uneingeschränkt teilten und vorbildhaft lebten. Nun wird unterstellt, dass die Beiden dem Juden Apollos das Wort Gottes auslegten (Apg. 18,24-26), das Priszilla also gelegentlich eine apostolische Lehrtätigkeit ausübte. Das ist aber keineswegs so. Wie schon vorher belegt, wird auch hier der sachliche Zusammenhang außer Acht gelassen. Hier in dieser Geschichte wird ein persönliches Gespräch beschrieben, wie es täglich unter Christen stattfindet. Es handelt sich also nicht um eine Lehrtätigkeit in der öffentlichen Versammlung, sondern um ein Gespräch zuhause.

Phöbe

In Röm. 16,1 ist die Rede von Phöbe, einer „Dienerin“ (griech. „diakonos“) in der Gemeinde von Kenchreä. Das Verständnis von „diakonos“ ist, dass es sich dabei um eine Ehrenbezeichnung wegen ihres überdurchschnittlichen Engagements in der Gemeinde handelt. Einige Ausleger bewerten „diakonos“ auch als Amtsbezeichnung. Demnach wäre Phöbe eine Diakonisse gewesen. Vom Grundtext her ist dies möglich. Man kann also davon ausgehen, dass hier in der Form Zeugnis von Phöbe gegeben wird, dass diese eine Frau war, die eine leitende Verantwortung im diakonischen Dienst innehatte. Das wäre ein durchaus biblischer Ansatz, denn es berührt in keinster Weise die Funktion des Hirtenamtes. Im Neuen Testament findet sich für eine Frau in der Funktion eines Hirtenamtes kein einziger Hinweis. Man hat das willkürlich angenommen weil Paulus die Phöbe in Röm. 16,2 mit dem griechischen Begriff „prostatis“ benennt, was übersetzt „davor stehend“ heißt und führt sie infolge dessen als Beispiel für eine Gemeindeleiterin an. Vom Textzusammenhang in Röm. 16,1-2 ergibt sich aber eindeutig, dass „prostatis“ hier mit „Helferin“ oder „Fürsorgerin“ übersetzt werden muss. Denn Phöbe ist nicht nur den Brüdern, sondern auch Paulus zur „prostatis“ geworden. Sie ist ihm und den Brüdern zur Helferin geworden, hat ihnen in bedrängter Lage beigestanden und hat sie versorgt. Das hier ausgesagt würde, sie wäre zu einer Leiterin geworden, ist vor diesem Hintergrund theologisch völlig absurd.

Andronikus und Junia

Abgesehen dass man sich in der theologischen Welt darüber streitet, ob Junia nun männlich oder weiblich zu verstehen ist, muss Folgendes beachtet werden: Beide Namen stehen im Akkusativ und sind mit einem „und“ (griech. „kai“) verbunden. Diese Konstellation sehen wir auch bei Priszilla und Aquila, bei Philologus und Julia (Röm. 16,15) und anderen gegeben. Alle anderen Namen der Grußliste werden einzeln oder durch Zusätze wie „und seine Schwester“ oder ähnliches genannt. Dies spricht dafür, dass Andronikus und Junia ein engagiertes und vorbildliches Ehepaar waren. In Junia jedoch eine „Apostelin“ zu sehen entbehrt allerdings jeder exegetischen Grundlage.

Fazit

In der gesamten Bibel gibt es keinen einzigen Befund, der eine Frauenordination erkennen ließe oder gar befürwortet. Daher gibt es auch keine biblisch legitime Rechtfertigung, solche Ordinationen zuzulassen. Diese Schlussfolgerung richtet sich nicht gegen die Frauen, sondern es ist ein Plädoyer, bibeltreue Entscheidungen zu fällen. Wo Gottes Wort eindeutig ist, brauchen wir uns nicht mit fragwürdigen Argumenten auf das Glatteis der Irrlehre und damit in die Sünde zu begeben. Erinnern wir uns an die Statuten der Gemeinschaft, nach denen die Gemeindeversammlung die höchste Autorität innerhalb der Adventisten ist. In der Vergangenheit wurde diese Autorität bereits mehrfach von einer elitären Leitungsebene mit Füßen getreten, z.B. als man sich gegen das Mitgliedervotum der Ortsgemeinden in die babylonische ACK begab. Das Liebäugeln mit der Frauenordination ist eine der endzeitlichen Früchte, die zum Abfall führen. Solche Entscheidungen werden getroffen, indem man Gottes Wort missachtet und den Heiligen Geist aussperrt.

 Wenn sich auch in dieser Frage die Verbandsgrößen des NDV abermals als beratungs- und belehrungsresistent erweisen, ist die bibeltreue Basis gefordert, ihre Verantwortung wahrzunehmen und den Abtrünnigen das Mandat zu entziehen, stellvertretend für die große Mehrheit der Gemeindebasis, die dem Wort Gottes bis ins letzte Detail treu sein will, zu erlauben, Gottes Wort zu verlassen und in die Irre zu laufen. Das Wort Gottes gehört nicht den Verkündigern, schon garnicht irgendwelchen „Leitungseliten“, sondern der Gemeinde. Nach biblischem Verständnis haben die verkündiger der gemeinde Rechenschaft über ihre Verkündigung zu geben. Diktatur, welche sich anmaßt, die alleinige Deutungshoheit über Gottes Wort zu besitzen, ist völlig unbiblisch und daher abzulehnen.


 


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